© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/16 / 18. November 2016

Multikulti-Visionen: „Deutschsein“ ist auch ohne Leitkultur möglich
Bielefelder Rezepturen
(ob)

Nahezu wöchentlich erscheint derzeit eine wissenschaftliche Studie, die dem „Extremismus der Mitte“ den Puls fühlt. Stets geht es darum, die Mitte, das sind wenigstens zwei Drittel der störrischen Deutschen, die sich den Segnungen der mittels grenzenloser Einwanderung zu etablierenden Multikulti-Gesellschaft verweigern, als intolerant, islamophob oder gleich als rechtsradikal zu diskriminieren. Ganz vorn bei dieser Übung spielt seit Jahren das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Uni Bielefeld mit (JF 44/16). Deren jüngstes Erzeugnis ist eine von Madlen Preuß erläuterte Studie über „Ressentiments gegen Minderheiten“ und das nationale Selbstverständnis der „Mehrheitsbevölkerung“ (Gesellschaft – Wirtschaft – Politik, 3/2016). Diese verfolge leider weiterhin „identitäre Konzepte“ und beharre angesichts „anhaltender Fluchtbewegungen“ auf „Homogenisierung und Exklusivität“. Aber Preuß entnimmt ihren Daten auch Indizien für nachlassenden Widerstand gegen die Auflösung nationaler und kultureller Identität. Denn viele „autochthone Deutsche“ seien einem „offeneren Zuwanderungskonzept“ nicht mehr „zur Gänze abgeneigt“. Nun gelte es, solche Öffnung anstelle der Suche nach deutscher Leitkultur zu stützen, um „Deutschsein“ über das Bekenntnis zum „Einwanderungsland“ Bundesrepublik neu zu definieren. 


 www.gwp-pb.de