© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/16 / 25. November 2016

Umwelt
Ein kleiner Stich
Jörg Schierholz

Wer öfter Fahrrad fährt oder regelmäßig durch Wald und Flur wandert, tut seiner Gesundheit viel Gutes. Der Stoffwechsel wird angeregt und das Serotonin im Gehirn gekitzelt. Auch Erkältungskrankheiten wird vorgebeugt. Eine echte Virusgrippe ist hingegen sehr ernst zu nehmen. Laut der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut sterben jedes Jahr rund 15.000 – meist chronisch Kranke und Ältere – in Deutschland an Influenza. Eine Impfung ist daher sinnvoll, sie sollte spätestens im November erfolgen. Denn es dauert zehn bis 14 Tage, bis der Körper einen ausreichenden Schutz vor einer Ansteckung aufgebaut hat. Der kleine Stich ist wirksam, schützt allerdings nicht gegen den jahreszeitlichen Husten und Schnupfen. Die Impfung sollte jedes Jahr erneuert werden, da die Viren sich permanent ändern und die Immunität nur für eine Grippe-Saison anhält.

Die Impfmüdigkeit führt inzwischen zur Verbreitung von „alten“ Infek-tionserkrankungen

Nebenwirkungen wie Schmerz, Rötung und Schwellung rund um die Injektionsstelle sind die häufigsten Nebenwirkungen. Auch Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen treten gelegentlich auf. Schwerste Nebenwirkungen sind aber extrem selten. Die Impfmüdigkeit betrifft Deutsche wie Zuwanderer und führt wieder zur Verbreitung von Infektionserkrankungen wie den Masern – aber auch zu einer potentiell stärkeren Grippe-Epidemie, falls diese mit Macht käme. Die Brandmarkung der Kombiimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln als Ursache für Autismus wurde beispielsweise durch einen im Fachblatt The Lancet veröffentlichten Aufsatz von Andrew Wakefield ausgelöst. Sechs Jahre später kam heraus, daß der britische Arzt dafür „Drittmittel“ einer Anwaltssozietät erhalten hatte, die so eine Schadenersatzklage gegen Impfstoffhersteller untermauern wollte. Eine Grippeimpfung ist keine Pflicht, aber bei chronisch Kranken, Kindern, Älteren und medizinischem Personal unabdingbar.