© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/16 / 02. Dezember 2016

CD-Kritik: Elisabeth Schwarzkopf
Formungen
Jens Knorr

Die talentierte Elisabeth Schwarzkopf (1915–2006) hatte bereits Rundfunkaufnahmen gemacht, als Produzent Walter Legge, europaweit auf Suche nach Frischfleisch für die EMI, von Karajan auf die ehrgeizige Deutsche im Nachkriegsösterreich gestoßen wurde. Legge hatte, wie Legge schreibt, „in dieser unerschrockenen Perfektionistin den idealen Partner gefunden“.

Auf die Wiederveröffentlichung ihrer sämtlichen Schallplatten-Alben im vorigen Jahr folgt nun die ihrer 78er Schellack-Aufnahmen in diesem – auf fünf bestens edierten und von Alan Sanders kundig kommentierten CDs.

In der unter dem Namen Maria Cebotaris veröffentlichten „Piratenaufnahme“ von Constanzes „Martern“-Arie, in Kunst-, Volks-, Weihnachts- und Kitsch-Liedern, in 14 Liedern Nikolai Medtners, der Komponist am Klavier, als Sophie in der Überreichung der silbernen Rose, bevor sie die Feldmarschallin aller Feldmarschallinnen wurde, in Ausschnitten aus dem französischen und italienischen Repertoire, das sie späterhin zugunsten jener paar Rollen aufgab, in denen sie Konkurrenz nicht zu befürchten hatte – zeigt sich die Stimme als angeschliffener Rohdiamant, der bereits weithin funkelt, aber immer noch nicht ganz so, wie der von Legge und anderen immer weiter nachgeschliffene der Mrs. Legge-Schwarzkopf dann in höchster Geformtheit matt glänzen sollte.

Elisabeth Schwarzkopf Die Schellack-Ära 1946–1952 Warner Classics 2016  www.warnerclassics.com