© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/16 / 09. Dezember 2016

Rettungseinsatz an linkem Zentrum
Sonderrechte für Autonome
Karsten D. Hoffmann

In der vergangenen Woche kursierte eine Meldung, nach der Rettungssanitäter in Berlin von Linksautonomen daran gehindert worden wären, das Gelände eines linken Wohnprojekts zu betreten. Die Bewohner selbst hatten die Rettungskräfte alarmiert, nachdem sie eine junge Frau leblos aufgefunden hatten. Das dargestellte Verhalten der Autonomen sorgte parteiübergreifend für Empörung. Die Meldung indes erwies sich als nicht richtig: Notarzt und Sanitäter waren zuerst ungestört auf das Gelände gelangt und forderten die Polizei an, nachdem sie den Tod der 27jährigen festgestellt hatten. 

Linke Medien gingen danach zum Gegenangriff über und rügten die Kritik am Geschehen als überstürzt und falsch. Dabei ist das, was passierte, durchaus kritikwürdig, denn die mit starken Kräften angerückte Polizei mußte zunächst Verhandlungen mit Vertretern des linken Zentrums aufnehmen, bevor diese drei Beamte auf das Gelände (nicht ins Gebäude) ließen. Ob sich die Polizei an anderen Orten in ähnlich gelagerten Sachverhalten genauso zurückhaltend gezeigt hätte, ist zweifelhaft – immerhin handelt es sich um ein Todesermittlungsverfahren. Ausgerechnet militanten Linken Sonderrechte einzuräumen, ist ein fatales Zeichen.






Dr. Karsten D. Hoffmann ist Politikwissenschaftler, war Bereitschaftspolizist und leitet nun die Forschungsgruppe Extremismus und Militanz e. V.