© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/16 / 16. Dezember 2016

CD-Kritik: Melodramen
Deklamiertes
Jens Knorr

Die Geschichte des modernen Melodrams – des musikalisch gesprochenen, statt des gesungenen Wortes zu Musik – geht weit in das 18. Jahrhundert zurück und weit in das 20. hinein. Heute ist es wohl in die vielfältigen Formen von Musiktheater aufgegangen. Welchen Resonanzraum der wilhelminische Salon dem „Genre von unerquicklichster Gemischtheit“ (R. Wagner) geboten hat, daß Komponisten um die Jahrhundertwende auffällig häufig nach ihm griffen, lassen Beiheft und Einspielungen unbeantwortet. Auf 75 Seiten informiert Peter P. Pachl, Gründer und Leiter des Pianopianissimo-Musiktheaters, über die von ihm ausgegrabenen und mit Rainer Maria Klaas (Klavier) und Martin Haunhorst (Violine) eingespielten Melodramen von Erich J. Wolff, Camillo Horn, Josef Pembaur d.J., Max von Schillings, Franz Schreker, Heinrich Sthamer, Oscar Straus und Arnold Winternitz. Bis auf Schillings „Hexenlied“ scheint es sich dem vermittelten Höreindruck nach um höchstens mediokere Kompositionen zu handeln.

Am Part des Sprechers hat sich Pachl schwer verhoben. Dreieinhalb Stunden leeres Chargieren zu Hintergrundmusik lassen nicht ansatzweise erkennen, was uns die nachromantischen Melodramen heute bedeuten könnten, so sie uns denn etwas bedeuten sollten. Was nützten bestgemeinte Ersteinspielungen, wenn sie nicht bestgemacht sind?

„Auf dem Meer der Lust in hellen Flammen …“ Melodramen und Intermezzi Thorofon 2016  www.pppmt.de