© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/16 / 16. Dezember 2016

Blick in die Medien
Willkommen in der Wirklichkeit
Tobias Dahlbrügge

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten kassieren über acht Milliarden Euro Zwangsgebühren pro Jahr. Damit kann man viele tolle Projekte produzieren. Zum Beispiel „wdrforyou“. Das Online-Magazin des Westdeutschen Rundfunks bietet „Infos, Berichte, Unterhaltung für Helfer und Flüchtlinge“ auf deutsch, englisch, arabisch und persisch.

Die Inhalte drehen sich um die brennendsten Fragen von „Schutzsuchenden“ wie deutsche Mülltrennung oder den richtigen Umgang mit dem Warentrenner auf dem Laufband der Supermarktkasse. Staunend erfahren „dMdzuk“ (Die-Menschen-die-zu-uns-kommen), daß ein Kraftfahrzeug in Deutschland alle zwei Jahre „zur sogenannten Hauptuntersuchung, zum TÜV“ muß und ohne Plakette nicht auf die Straße darf. „Wir zeigen euch, wie das abläuft“ und zwar mit arabischen Untertiteln.

Da hätten die Silvester-Grapscher in Köln mal besser das Infoangebot des WDR gecheckt.

Ein großer Themenkomplex ist der „Gewaltschutz für Frauen“ in Flüchtlingsunterkünften. „Frau tv“ erklärt, welche Rechte schwangere Frauen und Kleinkinder haben. Da wird der paschtunische Patriarch aus Kabul aber mit den Ohren schlackern! Moderator Omar Meslmani erläutert „die verschiedenen Arten, nein zu sagen“. Da hätten die Silvester-Grapscher in Köln auf ihren Smartphones mal besser das Infoangebot des WDR gecheckt. 

Omar zeigt auch, wie sich Deutsche beim Bahnfahren verhalten und klärt darüber auf, daß es in Deutschland nicht gern gesehen wird, wenn man beim Telefonieren mit dem Handy in Bus und Bahn herumschreit wie auf dem Basar von Bagdad. Na ja, fürs erste würde es reichen, wenn man seine Mitreisenden nicht angreift.

Ein Team der NDR-Sendung „Panorama“ hat eine Doku über den wahren Alltag von „Flüchtlingen“ in Arabisch und Dari übersetzt, die zeigen soll, was diese wirklich in Deutschland erwartet. Sie trägt den Titel „Willkommen in der Wirklichkeit“. 

Dasselbe möchte man den WDR-Redakteuren auch zurufen.