© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/16-01/17 23. Dezember / 30. Dezember 2016

Aufgeschnappt
Verdächtige Feiertage
Matthias Bäkermann

Der Paritätische Wohlfahrtsverband ist besorgt. Vor allem darüber, daß sich bei seinen ehrenamtlichen Helfern politisch fragwürdige Subjekte tummeln könnten, speziell Rechte mit „antidemokratischen und menschenverachtenden Einstellungen“. Diese hätten sich nämlich zum Ziel gesetzt, „vorhandene zivilgesellschaftliche Strukturen (...) für ihre Ideologie zu mißbrauchen“. Das blöde an diesen Personen bar von Bomberjacken und Springerstiefeln ist jedoch, daß sie „nicht immer eindeutig und deutlich als rechtsextrem erkennbar sind“, überdies als meist „unauffällige Mitarbeiter in unserer Mitte auftauchen“. Mit der aktuellen 48seitigen Broschüre „Wahrnehmen, Deuten, Handeln“ hilft der Gesamtverband der Paritätischen deshalb seinen etwa 10.000 Einrichtungen, „Rechte“ zu erkennen und auszusortieren. 

Fernab von Äußerlichkeiten wie Thor-Steinar-Pullis oder Zahlencodes (88 usw.) sollen auch „regelmäßige Feiertage der rechtsextremen Szene“ kritische völkische Beobachter hellhörig machen. Neben dem 18. Januar („Gründung des Deutschen Reiches“) und Hitlers Geburtstag könnten sich Kollegen auch verdächtig machen, wenn sie den 1. Mai („Nationaler Feiertag des deutschen Volkes“) feiern oder dem Volkstrauertag eine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen.