© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/17 / 06. Januar 2017

Bildungspolitik
Grün gibt die Richtung vor
Thomas Paulwitz

Englisch ab der 1. Klasse Grundschule: Solche sprachpolitischen Steckenpferdchen, die nach den einschlägigen wissenschaftlichen Untersuchungen keinen meßbaren Nutzen bringen, können sich nur Bundesländer erlauben, deren Bildungspolitik nicht bereits ganz und gar zerrüttet ist. Daher ist es folgerichtig, daß nun mit Baden-Württemberg ein grün regiertes Land als erstes den Einstieg in den Ausstieg aus einer bildungspolitischen Sackgasse prüft.

Baden-Württemberg hatte als erstes Bundesland den Fremdsprachenunterricht ab der 1. Klasse eingeführt. Als Ministerpräsident begründete Günther Oettinger (CDU) diesen Schritt damit, daß Englisch sich in Deutschland zur Arbeitssprache entwickle, während Deutsch nur noch in Freizeit und Familie überleben werde. Der derzeitige Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landeskultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) finden nun, daß die zwei Wochenstunden nun besser dafür geeignet seien, Defizite in Deutsch und Mathe auszubügeln.

Wie recht sie haben! Bedauerlich ist lediglich, daß Grün erneut die bildungspolitische Richtung vorgibt, während die CDU wieder einmal hinterherhinkt. Wann fängt die CDU damit an, eigene, konservative bildungspolitische Standpunkte zu entwickeln und zu vertreten, statt immer wieder auf die Moden der Linken hereinzufallen?