© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/17 / 06. Januar 2017

Zeitschriftenkritik: Deutsche Sprachwelt
Auf die Sprache achtgeben
Werner Olles

Verroht unsere Sprache?“ fragt Thomas Paulwitz, Schriftleiter der vierteljährlich vom Verein für Sprachpflege e.V. im 17. Jahrgang mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren herausgegebenen Zeitung Deutsche Sprachwelt (Untertitel: „Die Plattform für alle, die Sprache lieben“) in seinem Leitartikel der aktuellen Ausgabe (Nr. 66, Winter 2016/17). Er sieht „Deutschland im Spannungsfeld zwischen ‘Haßreden’ und politisch korrekter Sprache“ und weist auf einen dramatischen Aufruf des Bayerischen Lehrerverbandes BLLV hin, in dem die zunehmende Aggressivität, Geringschätzung, Diskriminierung und persönliche Beleidigung Andersdenkender beklagt wird. „Diese Verrohung des Umgangs“ wirke sich auch sehr stark auf unsere Kinder und Jugendlichen aus. Doch werde der Umgangston nicht nur an den Schulen immer rauher, sondern vor allem auch in den Sozialen Netzwerken. Die einen schließen sich der verrohten Sprache an, wie beispielsweise der Schauspieler Til Schweiger, aber auch Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD), der politische Gegner kurzerhand als „Pack“ beschimpfte, oder der Stern-Redakteur Philipp Jessen, der Kritiker der Merkelschen Zuwanderungspolitik mit „menschlichem Dreck“ verglich. Andere verwässern die Sprache politisch-korrekt bis zur Unkenntlichkeit, wobei in der Regel Sprachverbote herauskommen, und alles als „Haßrede“ definiert wird, was nicht der eigenen Überzeugung entspricht. Notwendig sei hingegen eine klare Sprache, die sich nicht scheut, die Dinge offen beim Namen zu nennen und nichts schönredet, jedoch ohne zu diffamieren. Ergänzend: Eine gute und intelligente Polemik oder Satire hat mit „Haßreden“ nichts zu tun.

Über die „Rückkehr zum Lutherdeutsch“ berichtet ein ganzseitiger Hintergrundartikel. Tatsächlich besinnt sich die neue Fassung der Lutherbibel wieder auf die Wortmacht des Sprachschöpfers und Reformators. Dem schlechten Beispiel der sogenannten „Bibel in gerechter Sprache“ mit ihrem grotesken Gender-Blabla („Lehrkraft“ statt Lehrer, „Heilige Geistkraft“ statt Heiliger Geist, „Verletze keine Lebenspartnerschaft“ statt Du sollst nicht ehebrechen!) ist die Lutherbibel 2017 Gott sei Dank nicht gefolgt und verschont die Gläubigen glücklicherweise mit derlei Unfug.

Weitere Beiträge befassen sich mit einer Ausstellung im Dresdner Hygiene-Museum, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Sprachbewußtsein zu schärfen; mit Politischer Korrektheit und Deutungsmacht und einer Analyse des Obmanns des Vereins „Muttersprache“ und Mitarbeiters der Wiener Sprachblätter Dieter Schöfnagel, der sehr genau herausarbeitet, wie Sprache heutzutage speziell von links-grünen Kreisen als Mittel zur Macht mißbraucht wird.

In der „Sprachsünderecke“ findet der Leser diesmal die Lebensmittel-Einzelhandelskette „Kaufland“, die ihren Kunden mit absurdem Denglisch-Kauderwelsch („take it veggie“) auf die Nerven geht.


Kontakt: Deutsche Sprachwelt, Postfach 1449, 91004 Erlangen. Das Jahresabo kostet 12 Euro.  www.deutsche-sprachwelt.de