© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/17 / 06. Januar 2017

Frisch gepresst

1941. Joachim Käppner arbeitet als Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung (SZ). Gern befaßt sich der promovierte Historiker auch mit Zeitgeschichte. So in seinem jüngsten Buch, das dem Epochenjahr 1941 gilt, als sich mit dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjet-­union, der japanischen Attacke auf Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der USA der europäische zum Weltkrieg ausweitete. Käppner will über diesen „Krieg der Kontinente“ (Sven Hedin) keine neuen Erkenntnisse, sondern die geschichtspolitisch „herrschende Meinung“ vermitteln. Das Werk ist daher wissenschaftlich belanglos, gewährt aber tiefe Einblicke in die typische linksliberale Geschichtsideologie, nach der sich 1941 nur ein weiteres Drama im ewigen Kampf zwischen Gut und Böse abspielte. Die „freie Welt“, Stalin eingeschlossen, stemmte sich gegen die „irrationale Ziele“ verfolgenden „Gewaltpolitiker“ in Berlin und Tokio, die sich „Raubimperien“ schaffen wollten. Wer etwa darauf hinzuweisen wagt, daß Briten und Amerikaner ihre Imperien auch nicht vom Weihnachtsmann geschenkt bekamen, zählt für Käppner bereits zu den „rechtslastigen Historikern“ und „Verschwörungstheoretikern“. (ob)

Joachim Käppner: 1941. Der Angriff auf die ganze Welt. Rowohlt Verlag, Berlin 2016, gebunden, 314 Seiten, 19,95 Euro





Kineast. Lange vergriffen, ist Frank Böckelmanns 1994 erstmals erschienene Liebeserklärung an das traditionelle Kino wieder erhältlich. Sein Büchlein präsentiert eine Zeitreise in die versunkene Kinowelt der Vergangenheit mit ihrer Magie der bewegten Bilder, einen Orkan intensiver Emotionen, die alle Argumente für oder gegen in die klare Reinheit einer Gedanken-Gefühls-Symbiose veredeln. Der Traum von Filmen, die sich gegen das Flüchtige, Beliebige wehren, die Sehnsucht nach vertrauten Bildern, vertrauten Farben und vertrauten Kämpfen. Das Bekenntnis, Filme nicht intellektuell, sondern ästhetisch und „naiv“ zu sehen. Für Rod Steiger, Laurel & Hardy, Marilyn Monroe, Gina Lollobrigida, Hans Albers, James Dean, Kim Novak, Clint Eastwood, Bruno Ganz; gegen Marlene Dietrich, Woody Allen, Hanna Schygulla, Meryl Streep, Julia Roberts, Diane Keaton. Jean-Luc Godard, als er noch Hans Lucas hieß: „Auf die Frage Was ist das Kino? antworte ich (…) der Ausdruck der schönen Gefühle.“ (W.O.)

Frank Böckelmann: Ins Kino. Oder zwanzigtausend Filme in vierzig Jahren. Boer Verlag, Grafrath 2016, gebunden, 112 Seiten, 24 Euro