© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/17 / 06. Januar 2017

Leserbriefe

Zum Titelbild Reichstag, JF 52/16–1/17

Vergebliche Suche nach dem Volk

Man staunt und wundert sich, ein Bilderrätsel auf dem Titel nach dem Motto: Wo ist der Fehler auf diesem Bild? Aber es gibt keine Auflösung des Rätsels. Ein Versehen, technische Gründe? Die entscheidende Widmung „Dem deutschen Volke“ suchte ich vergebens, nicht einmal „denen, die schon länger hier leben“ als verschwurbeltes Neusprech unserer Regierenden Volksverdummer wurde Platz eingeräumt! Ja, liebe Redaktion, der Untergang des Abendlandes beginnt mit kleinen Unterlassungen!

Prof. Dr. Wolfgang Petro, Bad Reichenhall






Zu: „Die Stille nach dem Terror“ von Dieter Stein & „Das Erwartbare ist eingetreten“ von Gil Barkei/Martina Meckelein, JF 52/16–1/17

Krisenstab des Horrors

Noch wenige Monate zuvor empfahl Frau Merkel allen Ernstes, Flüchtlinge sollten einen LKW-Führerschein machen. Das Ergebnis hat sie jetzt. Ganz ehrlich, Merkel sollte sich zum Teufel scheren und Gauck gleich mitnehmen. Was wäre, wenn Sie wie Schmidt mit dem Schleyer-Fall, Mogadischu und der RAF konfrontiert wäre? Dann säße sie im Krisenstab bald mit Claudia Roth, Göring-Eckardt, Hofreiter, Steinmeier, Gabriel, Laschet zusammen – eine wahre Horrorvorstellung. Was ist bloß aus unserem Land geworden? Noch nie war eine geistig-moralische Wende, von der Kohl sprach, notwendiger als jetzt.

Dr. Lothar Sukstorf, München




Postfaktische Traumschlösser

Nun ist es also passiert, was über kurz oder lang zu erwarten war: Der erste Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Deutschland. Damit werden wir ins Mark getroffen. Die Weihnachtszeit ist für uns eine Zeit des Friedens und der Frohen Botschaft. Doch für die Feinde der christlichen und westlichen Werte ist es der ideale Zeitpunkt zuzuschlagen. Eigentlich müßten jetzt endlich die Dinge beim Namen genannt werden. Der Islam bedeutet nicht nur Frieden, sondern auch eine Ideologie, geboren aus Haß und Gewalt, die zu solch unmenschlichen Taten aufruft. Doch unsere Politiker leben weiter in ihren postfaktischen Traumschlössern. Wieder hören wir, daß es ein bedauerlicher Einzelfall war, es nicht der Islam ist, daß der Täter traumatisiert oder psychisch gestört ist und der Islam zu Deutschland gehört. 

Doch wie ist es wirklich? Hat nicht die von Merkel zu verantwortende ungezügelte Einwanderung daran schuld? Und was werden die islamischen Verbände zu dem brutalen Terrorakt sagen? Nichts wie meistens oder vor Rechtsextremismus warnen? Die einzige Folge wird wieder nur mehr Aufrüstung, Überwachung und Kontrolle sein. Dann kommen wieder die üblichen Appelle, sein Leben nicht zu ändern. Doch haben wir es nicht schon längst geändert, etwa wenn wir die Kreuze abhängen, Bilder verdecken, Schweinefleisch aus den Karten streichen und wir unsere Feste nur noch unter hoher Polizeipräsenz feiern können? 

Ich selbst habe keine „diffusen Ängste“ vor dem Islam, wie es so schön heißt, dafür habe ich mich zu intensiv damit beschäftigt. Doch ich weiß, daß ich nicht so leben möchte wie im Koran, den Hadithen und den anderen Schriften dieser Religion vorgegeben.

Thomas Münch, München




Stereotype Beschwörungsformel

In der Berichterstattung mit der stereotypen Beschwörungsformel, „besonnen zu bleiben“, scheint mir der Maßstab arg verrutscht zu sein. Die stereotype Schuldzuweisung „Wer politisches Kapital aus der feigen Mordtat schlagen will, verhält sich unanständig“ ist typisch für die Reflexe derer, die es nicht wahrhaben wollen, daß wir seit längerer Zeit eine Destabilisierung unseres Landes erfahren. „Unanständig“ sind da vielmehr die Mahner. 

„Unanständig fahrlässig“ ist die mangelnde Wachsamkeit in unserer Gesellschaft. Unter der Regentschaft von Dr. Angela Merkel hat es große Fehlentwicklungen gegeben: Verkorkste Energiepolitik, Haftungszwang bei der Euro-Rettung und wirklich „grenzenlosen“ Kontrollverlust bei der Einwanderung. Das Regierungshandeln hat mittlerweile eine stark sozialistische Färbung angenommen. Da fällt mir in Anlehnung an Goethes Faust (I, erste Szene) ein: „Heiße ja Kanzler, heiße Doktor gar, / und ziehe schon an die zehen Jahr, / zumeist im Bundestag, mal quer, mal krumm / die Bundesbürger an der Nase herum.“

Wer in der DDR seinen Dr. rer. nat. machte, konnte dies nicht ohne Konformität mit dem damaligen sozialistischen System erreichen. Ich habe den fatalen Eindruck, daß wir es bei der Kanzlerschaft Merkels mit Honeckers später Rache zu tun haben. „Wir schaffen das“ tönt es aus dem Grabe von Erich und Margot.

Dr. phil. Friedrich Lederer, Bad Reichenhall






Zu: „Das unscheinbare Geschenk“ von Birgit Kelle, JF 52/16–1/17

Mehr als achtzig Prozent

Der Kommentar von Birgit Kelle in Ihrer Weihnachtsausgabe ist nach meiner Einschätzung besser als achtzig Prozent aller Weihnachtspredigten studierter Theologen. Vielen Dank dafür – und viel Erfolg im neuen Jahr!

Klaus Bollig, Köln






Zu: „Auf Profilsuche“ von Martin Lohmann, JF 52/16–1/17

Katholische Neuevangelisation

So scharfe Kritik scheint mir Kardinal Woelki nicht verdient zu haben. Dennoch: Er muß jetzt die Neuevangelisation seines Erzbistums organisieren. Und er sollte für die ungeborenen Kinder in die Öffentlichkeit gehen!

Ulrich Bonse, Köln-Sülz




Witwer im Woelki-Kuckucksheim

Der zeitgeistgetriebene Woelki sollte sich fragen, ob an Kierkegaards Warnung „Wer sich mit dem Zeitgeist vermählt, der ist bald Witwer“ nicht doch etwas dran ist. Die wichtigste Aufgabe eines Oberhirten ist es, für das geistliche Wohl der ihm anvertrauten Schäfchen zu sorgen, und nicht, mit billigen Mätzchen Aufsehen in den Medien zu erregen, die sonst mit Kirche wenig am Hut haben und seinen Vorgänger, Kardinal Meisner, meist mißbilligend begleitet haben. Wie es aussieht, wenn sich im Bereich der Religion der Zeitgeist breitmacht, könnte Woelki leicht am Beispiel der stark schrumpfenden protestantischen Glaubensgemeinschaft ablesen.

Gert Ziegler, München






Zur Meldung: „Gabriel: Kindergeld für EU-Ausländer kürzen“, JF 52/16–1/17

Das ist alles nur geklaut

Endlich hat Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel mal einen sinnvollen Vorschlag gemacht: das Kindergeld für EU-Ausländer, deren Kinder im Heimatland leben, soll auf dem Niveau der Heimatländer ausgezahlt werden. Das ist nichts Neues! Schon im Frühjahr wurde selbiges im Rahmen der Verhandlungen mit Großbritannien vor der Abstimmung über einen Verbleib in der EU der Regierung Cameron angeboten. Ohne Erfolg. 

Allerdings ist hier auf die Urheberschaft der Position hinzuweisen: Die liegt bei den Europaabgeordneten der Liberal-Konservativen Reformer (LKR) Bernd Lucke und Bernd Kölmel, die bereits im Jahr 2015 diese Forderung erhoben hatten, nicht ohne dafür mit dem üblichen Populismusvorwurf auch aus der SPD bedacht zu werden. Jetzt hat Gabriel diese Position bei den beiden Europaabgeordneten der LKR einfach abgekupfert. Bei den Zahlungen geht’s übrigens um keine Kleinigkeit, wie die Bundesanstalt für Arbeit bestätigt. So stieg von Dezember 2015 bis November 2016 die Zahl der Empfänger um 54 Prozent von 120.000 auf gut 185.000. Es geht um einen Betrag von fast einer halben Milliarde Euro, die an Kinder ohne deutsche Staatsangehörigkeit im EU-Ausland gezahlt wurden. 

Wenn die EU-Kommission jetzt aktuell eine Initiative vorgelegt hat, mit der sie eine Änderung verhindern will, handelt sie doppelzüngig – was den Briten angeboten wurde, muß auch für die anderen Mitgliedsstaaten gelten.

Bernd Vogel, Loxstedt






Zu: „Die Deutungshoheit wackelt“ von Ronald Berthold, JF 52/16–01/17

Links neuerdings unreflektiert

Generell berichten aufstrebende konservative Medien wie die JF oder die Kulturzeitschrift Tumult weitaus sachlicher als die altehrwürdige Qualitätspresse. Besonders auf dem hart umkämpften Online-Markt sind selbst die meisten Leserkommentare informativer als die Artikel der links neuerdings unreflektiert und unkritisch gesehenen Massenmedien.

Claus-Georg Pleyer, Zirndorf






Zu: „Pidgin-Deutsch für alle“ von Michael Paulwitz, JF 51/16

Neusprech-Programm unnötig

Jeder gebildete und bescheiden gebliebene Deutsche konnte sich bislang ohne weiteres schlicht und plastisch ausdrücken. Notfalls sprach er in Einwortsätzen, mit Händen und Füßen. Aber nicht so.

Diakon Christian Staden, Henstedt-Ulzburg




Eine Aktie für die Maus

Als ich Ihren Beitrag über „Leichte Sprache“ sah, dachte ich, das ist ein Scherz –  bis ich auf der Seite der BAFIN nachfolgenden Text fand (Link: www.bafin.de/DE/Service/TopNavigation/LeichteSprache/Wertpapiere/wertpapiere_node.html). Dort wird in leichter Sprache erklärt, was eine Aktie ist. 

Ich selber bin Geschäftsführer eines Finanzdienstleistungsinstituts. Fünf Familien haben durch mein Unternehmen einen Lebensunterhalt. Unsere monatliche Gesamtsteuersumme ist ein ordentlicher fünfstelliger Betrag. Ich habe drei Kinder gezeugt und war stolz auf dieses Land. Meinen Kindern versuche ich diesen Stolz zu übermitteln. Und dann das, eine Sprache auf dem Niveau der Sendung mit der Maus. Das Ganze finanziert durch unsere Steuermittel. Unfaßbar! Wann wacht dieses Land endlich auf?

Thomas Heyden, Friedrichsdorf




Keine Angst – wir schaffen das!

Ich bin ein älterer Mensch. Bald sehe ich nicht mehr gut. Dann bin ich doppelt behindert. Deshalb freue ich mich auf die Leichte Sprache. Sie hilft mir, die komplizierte Welt zu verstehen. Die Politiker werden sie mit einfachen Sätzen erklären. Zum Beispiel: Euro-Rettung, Energiewende und Grenzöffnung für Flüchtlinge sind gut. Aber sie kosten viel. Das reicht mir. Zahlen verwirren nur. Oder: Behindertenpolitik ist wichtiger als Bildungspolitik. Das versteht jeder. Auch für Bürger mit Migrationshintergrund und Asylsuchende ist das wichtig. Besonders wichtig ist es für die vielen Betreuer. Hauptsache, sie können bis acht zählen. Was? So viele Wörter in einem Satz? Keine Angst – wir schaffen das!

Dr. Ursula Schneider, Bendorf






Zu: „Pankraz, G.E. Lessing und das Wörtlein Tatsache“, JF 51/16

Chancenlose Wortschöpfung

Auch ich spüre als Germanist, daß das Wort „postfaktisch“ keine Chance hat, im tagtäglichen Wortgebrauch Fuß zu fassen. Es wird allenfalls ironisch zitiert. Pankraz nennt das Wort „stümperhaft ausgedacht“. Genauer betrachtet, liegt hier ein erheblicher Denkfehler vor. Die aus dem Lateinischen entnommene Präposition „post“ hat nur zeitliche Qualität. Die Autoren (von „Schöpfern“ will ich nicht sprechen) wollten wohl sagen, daß hier statt oder neben der Wahrheit oder in Verkennung derselben Emotionen oder ähnliches im Spiele seien. Das Wörtschen „post“ vermag das aber nicht auszudrücken.

Wolfgang Jäger, Dortmund






Zu: „Angst, Drohungen, Gewalt“ von Heiko Urbanzyk, JF 51/16

Bildauswahl falsch

Die hier verwendeten Fotos stellen den Alfred-Kunze-Sportpark in Leipzig-Leutzsch dar. Die dort beheimatete Mannschaft, BSG Chemie Leipzig, hat mit der von ihnen geschilderten Migrantengewalt auf Fußballplätzen gar nichts zu tun. Hier wäre mehr Fingerspitzengefühl bei der Bildauswahl angebracht!

Matthias Priesemeister, Leipzig






Zur Meldung: „‘Charlie Hebdo’ bringt deutsche Ausgabe heraus“, JF 49/16

Von Witz und Esprit keine Spur

Ob die Zeitschrift in Deutschland einen Markt finden wird, ist ungewiß. Französischer Humor ist anders! Die erste Ausgabe der deutschen Charlie Hebdo wirkt wie billiger Abklatsch des französischen Originals, von Witz und Esprit keine Spur, vielmehr herrschen Langeweile und Ideenlosigkeit vor. Das gilt selbst für die wenigen rein für die deutsche Ausgabe geschaffenen Karikaturen und Beiträge.

Jürgen Frick, Dessau-Roßlau






Zu: „Nichts als die Macht“ von Markus Brandstetter, JF 49/16

Dubiose Prägung in der DDR

Dieser Artikel beschreibt treffend die Charaktere der Kanzlerin, verstummt jedoch über deren Entwicklung in Kindheit und Jugend. Aufzuwachsen als Tochter eines evangelischen Pastors, der 1954 in die DDR übersiedelte – also ein Jahr nach dem Aufstand der Arbeiter gegen das installierte Regime des „Arbeiter- und Bauernstaates“ und entgegen der bereits in Gang gekommenen Fluchtrichtung der Bürger – ist schon etwas Besonderes. Daß dieser Pastor in der kirchlichen Hierarchie weit aufgestiegen ist, mit gutem Kontakt zum Staatssekretär für Kirchenfragen, Klaus Gysi, war gewiß hilfreich bei der Rückkehr der FDJ-Sekretärin aus Polen nach deren Solidarnosc-Kontakten und für die Möglichkeit, als Pastorentochter Physik studieren zu dürfen. Welches waren denn die christlichen Überzeugungen für so viel Anpassung in einer Diktatur? Entfernung von den eigenen Wurzeln mit anschließender Assimilation an und in ein Regime als früh erlernte Grundlage für praktizierte Kompensation der verdrängten Defizite mittels Streben nach Macht über gutgläubige Parteisoldaten, Koalitionäre und erhoffte zukünftige Koalitionspartner – fürwahr eine kluge Taktik. Doch die strategischen Mängel, fehlender Überblick und fehlende Weitsicht treten inzwischen offen zu Tage.

Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt am Rhein