© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/17 / 13. Januar 2017

Afrika als neuer Schwerpunkt deutscher Außenpolitik
Im Schatten kolonialer „Schuld“
(wm)

Seitdem der Oxforder Migrationsökonom Paul Collier, stets schärfster Kritiker ihrer als humanitäre Hilfe drapierten Förderung von Masseneinwanderung, die Bundesregierung berät, kommuniziert Angela Merkel den „Migrationsdruck“ plötzlich als Folge der Überbevölkerung Afrikas. In Verbindung mit der ökonomischen Rückständigkeit hätte sich der Geburtenüberschuß vieler Staaten Afrikas zu einer lange ignorierten Bedrohung für Europas Stabilität entwickelt. Folgerichtig werde der Schwarze Kontinent 2017 zu einem Schwerpunkt der deutschen G20-Präsidentschaft aufrücken. Ob Merkel Colliers wissenschaftlich fundierte Politikberatung wirklich begriffen hat, daran läßt Andreas Rinkes Skizze zur neuen Priorität deutscher Außenpolitik allerdings zweifeln (Internationale Politik, 11/12-2016). Hebt doch selbst der mit der Kanzlerin sympathisierende Transatlantiker Rinke, Chefkorrespondent der Agentur Reuters in Berlin, hervor, daß Merkel mit Schuldzuweisungen an den für Afrikas Rückständigkeit verantwortlichen „Kolonialismus“ Europa weiterhin in die moralische Defensive dränge. Die erpresserische Position jener Regime, die wegen der „Rücküberweisungen“ ein vitales Interesse an der Migration in die EU haben, dürfte dadurch genauso gestärkt werden, wie durch Merkels Projekt, Druck aus dem Kessel zu nehmen, indem legale illegale Einwanderung ersetzen soll. 


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