© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/17 / 13. Januar 2017

Hoffnung auf Mitteldeutschland: Absterben des Christentums zieht sich noch hin
Festigung von Selbstbehauptungskräften
(ob)

Auf dem Gebiet der atheistischen Ex-DDR gibt es etwa 75 Prozent Konfessionslose, in Westdeutschland sind es immerhin 23 Prozent. Aber selbst bei dieser Mehrheit, die sich dort zur Religion der „Volkskirchen“ bekennt, hätten die wenigsten ein „personales Gottesbild“, wie der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack berichtet (zeitzeichen, 9/2016). Für Pollack steht daher fest, daß sich der Prozeß der Entkirchlichung und der Abschwächung des Religiösen im nächsten Jahrzehnt fortsetzen werde. Anders als die Pastorentochter Angela Merkel glaubt er angesichts fortschreitender Islamisierung nicht an eine religiöse Revitalisierung durch Blockflötenspiel. Aufgrund des „entspannten Verhältnisses“ der Deutschen zum Christentum würden auch Millionen Muslime hierzulande nicht zu einer „wirklichen Rückbesinnung auf die christlichen Wurzeln“ führen. Unabhängig von der Präsenz des Islam lasse sich aber in Mitteldeutschland ein „gewisser Diasporaeffekt“ registrieren. Dort festigten sich im atheistischen Umfeld in der Generation der 14- bis 25jährigen evangelischen Christen „Selbstbehauptungskräfte“. Es sei daher nicht unwahrscheinlich, daß sich aus dieser Minorität eine „Gegenbewegung“ herausbilde, sich gar eine protestantische „Minderheitskirche“ entwickeln könne. Ein Indiz dafür, daß es mit dem „Absterben des Christentums“ noch eine Weile dauere. 


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