© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

VW-Manager in den USA wegen Dieselgate-„Komplott“ angeklagt
Aus der Sonne in den Knast
Thomas Fasbender

Wer es sich leisten kann, verbringt den Jahreswechsel bei sonnigen 28 Grad in Miami. Aber warum reiste Oliver Schmidt – 2012 bis 2015 Chef des VW-Umweltbüros im winterkalten Michigan – nach Florida? Er wurde vor dem Rückflug vom FBI festgenommen, angeklagt und wegen Fluchtgefahr inhaftiert. Ihm drohen bis zu 169 Jahre Gefängnis. In Wolfsburg wäre der Motorenexperte sicher gewesen – Deutschland liefert die eigenen Bürger nur an EU-Länder aus.

Nach fünf weiteren VW-Managern wird ebenfalls wegen Betrugs und Verstoß gegen Umweltgesetze (Clean Air Act) gefahndet – doch nicht nur die haben die Härte der US-Justiz richtig eingeschätzt: Zur Präsentation des nur als Benziner erhältlichen VW Atlas auf der Detroit Auto Show reiste lediglich der unverdächtige Markenchef Herbert Diess an – er arbeitete bis 2015, als der Abgasskandal bekannt wurde, bei BMW. Seit Jahren hat VW in den USA kein Geld mehr verdient, weder mit Autos (zwei Prozent Marktanteil) noch dem Dieselantrieb (drei Prozent Marktanteil). Das Projekt „US ’07“ sollte das Nischendasein des größten EU-Autoherstellers beenden – doch der sauteuer beworbene „Clean Diesel“ war ein Betrugsmanöver, das den Konzern Milliarden und wohl einzelne Mitarbeiter die Freiheit kostet.

Daß Fiat-Chrysler vielleicht auch bei Dieselabgasen gemogelt hat, dürfte Schmidts Verteidigung kaum erleichtern. VW hat kriminelle Handlungen zugegeben und kauft sich mit 4,3 Milliarden Dollar bei den US-Behörden straf- und zivilrechtlich frei. Zudem erhalten Dieselkäufer Entschädigungen bis zu 10.000 Dollar oder das Recht, ihren Wagen zurückzugeben – was weitere 17 Milliarden Dollar kostet. Die deutschen Kunden bekommen lediglich einen Brief und einen Werkstatttermin. Nur die Umrüstung der Mogel-Diesel ist für sie kostenfrei. Zeit, auch hierzulande die Strafen und Entschädigungen zu erhöhen?

Strafanzeige gegen VW-Manager: www.justice.gov/