© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

Moralphilosophisches Vorturnen zur „Flüchtlingskrise“
Obergrenzenlose Hilfspflichten
(wm)

Der über moralische Probleme tierexperimenteller biomedizinischer Forschung promovierte Johann S. Ach koordiniert an der Uni Münster seit 2009 die finanziell gut gepolsterte DFG-Forschungsgruppe „Theoretische Grundfragen der Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik“. Als Migrationsexperte, Ökonom oder Demograph ist er bislang eher nicht aufgefallen. Was den sich allzuständig fühlenden Moralphilosophen aber nicht hinderte, sich im Gutmenschen-Sprachrohr vorgänge (214/2016) über „Zuwanderung und Aufnahme von Flüchtlingen: politische Entscheidung oder moralische Pflicht?“ auszulassen. Für Ach eine rein rhetorische Frage. Denn wie die allermeisten Zielländer, so sei Deutschland „von den Grenzen seiner Belastbarkeit noch immer sehr weit entfernt“. Erreicht seien diese Grenzen erst, wenn „irgend etwas von vergleichbarer moralischer Bedeutsamkeit“ für die Pflicht zur Hilfeleistung geopfert werden müßte. Moralisch weniger bedeutend scheinen Ansprüche der Deutschen an die Funktionstüchtigkeit ihres Freiheit und Sicherheit garantierenden Rechts- und Sozialstaats zu sein. Denn Achs staubfreier Labor-Ethik zufolge fielen Fürsorgepflichten gegenüber den eigenen Bürgern angesichts „krasser globaler Ungleichverteilung“, die durch Migration zu korrigieren sei, „kaum ins Gewicht“. Folglich sei keine „Obergrenze“ erlaubt. 


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