© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

Umwelt
Im Namen des Guten
Tobias Albert

Im großen und ganzen sind alle für Umwelt- und Klimaschutz.Werden aber die Baupläne für ein Windrad konkret, dann landen scharenweise Beschwerdebriefe bei den Behörden. In Kamerun sind die erneuerbaren Energien noch kein Thema, dafür gibt es aber Naturschutzgebiete des finanzstarken World Wide Fund For Nature (WWF). Schon oft war die Stiftung mit dem Panda-Logo wegen ihrer Industrienähe im Gespräch. Doch in der einst deutschen Kolonie werden dem WWF nun sogar Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, die selbst die Industrieländerorganisation OECD aufhorchen lassen. Survival International behauptet, der WWF habe Naturschutzzonen ohne Erlaubnis der dort lebenden Menschen eingerichtet. Das angestammte Territorium der Baka sei für den Naturschutz beschlagnahmt worden, und WWF-finanzierte Wildhüter hinderten das Naturvolk nun mit Gewalt daran, seine Jagdgebiete und heiligen Stätten aufzusuchen.

Muß sich der Mensch den gut gemeinten Taten im Namen des Umweltschutzes fügen?

Die Wildhüter „schlugen die Kinder und auch die älteren Frauen mit Macheten“, wird ein Baka-Vertreter zitiert. Zwar gab der WWF schon 2015 zu, daß Mißhandlungen auftraten, diese seien aber zurückgegangen. Was nach einem Kampf Davids gegen Goliath aussah – der WWF hat mehr als 30mal höhere Jahreseinnahmen als Survival International –, fand dennoch seinen Weg bis in die OECD-Beschwerdestellen, wo nun ein Mediationsverfahren startet. Strafen kann die OECD nicht aussprechen, es wird ein Kompromiß zwischen beiden Seiten angestrebt und ein Abschlußbericht verfaßt. Dieser könnte Symbolcharakter haben: Muß sich der Mensch den guten Taten im Namen des Umweltschutzes fügen? 2008 scheiterte Survival International mit einer Beschwerde gegen Bergbaufirmen. Vielleicht erweist sich die OECD gegenüber dem Skandalpanda diesmal nicht als zahnloser Tiger.