© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/17 / 27. Januar 2017

Sollten sich die Europäer mit China gegen Trump verbünden?
Heulen und Zähneklappern
Albrecht Rothacher

Donald Trump schießt als Cowboy aus der Hüfte, er hat aber noch etwas Probleme mit der Freund-Feind-Erkennung. Natürlich war es töricht, als die Berliner Tugendwächter ihn vor der Wahl aus sicherer Entfernung als Haßprediger und Sexisten beleidigten und ihm die Kanzlerin einen moralinsauren Brief schrieb. Das kam vorhersehbar nicht gut an.

Jetzt sind nach den Chinesen auch die Kontinentaleuropäer in Trumps Twitter-Feuer gekommen. Natürlich verkauft GM seit 2016 in der EU keine Chevrolets mehr, um die Marge seiner Marke Opel zu steigern. Entscheidender aber sind der erschreckende gegenseitige Mangel an Sympathien und Gesprächskontakten sowie das wechselseitige Unverständnis über den Atlantik hinweg, trotz des jahrzehntelangen Geschwätzes von der deutsch-amerikanischen Freundschaft und der teuren Beziehungspflege der etablierten Kreise. Präsident Xi Jinping nutzte beim Weltwirtschaftsforum in Davos die Gunst der Stunde, um sich als Verteidiger des Freihandels aufzuspielen: Der Wilderer spielt den Wildhüter. So als hätten die Chinesen nicht Markenpiraterie getrieben, Patente kopiert, Preisdumping betrieben oder strategische Auslandsfirmen durch Staatskonzerne aufgekauft und den eigenen Markt mit allen Tricks in industriepolitischer Absicht abgeschottet und mit gewaltigen Handelsüberschüssen im Westen Millionen Industriearbeitsplätze zerstört!

Wenn jemand das Freihandelssystem diskreditiert hat, dann die Chinesen. Nicht zuletzt auch wegen der rückgratlosen Reaktion der Europäer und Amerikaner, die dem Pekinger Treiben – außer einigen Strafzöllen – untätig zusahen und so das Phänomen Trump erst ermöglicht haben. Wenn jetzt von Globalisierungsjüngern der Vorschlag kommt, sich mit China zu verbünden, muß man ernsthaft an ihrem Verstand zweifeln. Spätestens wenn die überschüssigen chinesischen Warenströme von den USA ins grenzenlose Europa umgeleitet werden, wird hierzulande das große Heulen und Zähneklappern ausbrechen.