© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/17 / 27. Januar 2017

CD-Kritik: Max Emanuel Cencic
Fantastic!
Jens Knorr

Mit 40 Jahren und gelichtetem Haar ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Auf drei CDs resümiert der kroatisch-österreichische Mezzosopranist – vulgo: Countertenor – Max Emanuel Cencic sein bisheriges diskographisches Schaffen. Cencic war an nicht wenigen Ausgrabungen von Barockopern direkt als Mitwirkender wie auch indirekt als Manager und Produzent beteiligt. In den ausgewählten Arien aus Gesamtaufnahmen und aus seinen Soloalben gibt er der Stimme Körper und den Figuren Leben.

Aufschlußreich für den künstlerischen Weg Cencics sind die erstmals veröffentlichten Aufnahmen aus den frühen 1990ern, kurz nachdem er die Wiener Sängerknaben verlassen hatte. In den Mitschnitten von Soloabenden ist eine zarte Sopranstimme zu hören, manchmal piepsend, manchmal keifend, in die sich Cencics eigentliche Stimme verkapselt hatte. Die Diskrepanz von Ausdruckswillen und stimmlichen Mitteln ist unüberhörbar, wenn Cencic Zugpferde des deutschen Liedrepertoires zu reiten versucht. Doch wo sie in geeignetem Repertoire zur Deckung kommen, etwa in Schumanns „Mondnacht“ oder „Nußbaum“, da klingt immer schon auch Biographisches mit.

Unter den Countertenören ist der fantastische Cencic einer der aufregendsten und anstrengendsten, und das ganz gewiß nicht wegen seiner Toupets – vulgo: Fifis.

Fantastic Cencic Max Emanuel Cencic Erato (Warner) 2016  www.cencic.com