© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/17 / 27. Januar 2017

Frisch gepresst

Kunst- und Pressefreiheit. Die neunziger Jahre, als der 1942 in Wien geborene Kammersänger Bernd Weikl erste Erfahrungen mit dem Widerspruch zwischen idealer und realer Meinungsfreiheit in Deutschland machte, muten heute, da die Bundesregierung eine „Wahrheitsbehörde“ etabliert, um angebliche Falschmeldungen zu zensieren, auf den ersten Blick schon idyllisch an. Doch der Schein trügt. Denn gegen Weikls Bloßstellungen des maximal kunstfeindlichen Regietheaters wurde publizistisch, allen voran die Süddeutsche Zeitung („Prantl-Prawda“), mit denunziatorischen Mitteln mobil gemacht, die sich auch aktuell größter Beliebtheit erfreuen. Nur mit dem Unterschied, daß heute konservative Kritiker des Zeitgeistes nicht mehr als „Dumpfdeutsche und Deutschnationale“, sondern kurzerhand zackig als „Nazis“ eingetütet und möglichst sozial vernichtet werden. Als autobiographische Fallstudie angelegt, schildert Weikl seine bitteren Erlebnisse in der Theater- und Opernszene sowie die Auseinandersetzungen mit der zuweilen burlesken bundesdeutschen Judikatur zur Kunst- und Pressefreiheit, die von 1996 in die traurige Gegenwart des Jahres 2015 führen. (dg)

Bernd Weikl: Kunst- und Pressefreiheit in Deutschland. Rückblick und Status quo. Leipziger Universiätsverlag, Leipzig 2016, broschiert, 91 Seiten, 14 Euro





Grüne Welten. Satire ist dieser Tage ein schwieriges Unterfangen. Wenn Pfarrer Gratis-Prostituierte für Flüchtlinge und Politiker Sex auf Rezept fordern, ist die Realität schlichtweg nicht mehr zu übertreffen. Sollte man meinen, doch „Ein Herz für intersexuelle Pinguine“ ist bereits der zweite Satireband des Journalisten Markus Tönnishoff. In 25 kleinen Geschichten mit Titeln wie „Berlin revolutioniert die Matheprüfungen“ oder „Greenpeace will Gene verbieten“ karikiert er das Leben und Wirken links-grüner Gutmenschen. So findet in Tönnishoffs bizarrer Spiegelung „Der Dschihad rettet das Klima“ dann sogar Katrin Göring-Eckardt einen kultursensiblen Konsens mit dem fiktiven IS-Terroristen Raschid al Kopfweg: „Wenn weniger Menschen leben, wird auch weniger CO2 ausgestoßen.“ Der Autor bespiegelt das Milieu von allen Seiten, stellt das Wesen des Sujets dabei allerdings so exakt zur Schau, daß der Witz bei aller Satire manchmal etwas zu kurz kommt. (mv)

Markus Tönnishoff: Ein Herz für intersexuelle Pinguine. Neue garstige Satiren. Tredition Verlag, Hamburg 2016, broschiert, 130 Seiten, 7,90 Euro