© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/17 / 27. Januar 2017

Umwelt
Beschlagene Scheiben
Jörg Fischer

In den neunziger Jahren kontrollierte das Umweltbundesamt (UBA) zusammen mit der Polizei Lastwagen auf der Autobahn 12 – mit klarem Ergebnis: die meisten der Lkw aus Osteuropa hätte man aus dem Verkehr ziehen müssen. Aus politischen Gründen unterblieb dies. Das erklärt, warum nicht das UBA, sondern der Transportverband Camion Pro zusammen mit ZDF-Journalisten aufdeckte, daß osteuropäsche Trucker nicht nur bei den Lenkzeiten schummeln, sondern auch die Dieselabgasfilterung trickreich ausschalten. Das erspart das teure Nachfüllen des Katalysatorzusatzes AdBlu, führt aber zu einem zusätzlichen Stickoxidausstoß (NOx), der wohl doppelt so hoch ist, wie der der in USA erwischten VW-Diesel zusammen. Angesichts dessen sind die 110 Millionen Euro, um die der Fiskus bei der Lkw-Maut geprellt wurde, nur Peanuts.

Durch den Einbau von Standheizungen würde sogar der Schadstoff-ausstoß reduziert.

Dafür sorgt sich das UBA um zugefrorene Autoscheiben: Zunächst sollten Eiskratzer aus haltbarem Kunststoff oder Besen zum Einsatz kommen, sonst könne das Enteisungsspray kaum wirken. Abdeckfolien „helfen ebenfalls dabei, die Scheiben ohne Chemie und kalte Finger eisfrei zu halten“, sagt das UBA. Die beste Alternative ist jedoch eine Standheizung. Die erwärmt nicht nur den Innenraum und macht die Scheiben eisfrei, sondern minimiert auch die motorverschleißende Kaltstartphase. Durch das frühere Wirken der Abgasfilterung wird sogar der Schadstoffausstoß reduziert – wenn keine „VW-Software“ dies verhindert. Wer sein Auto nicht in Steckdosen-Reichweite parken kann, ist auf kraftstoffbetriebene Technik angewiesen. Da aber dem UBA die CO2-Ideologie wichtiger ist als echte Abgase, gibt es dafür keine amtliche Empfehlung. Apropos: Wie werden eigentlich Angela Merkels eine Million Elektroautos geheizt?