© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/17 / 03. Februar 2017

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Ein Gefallener kehrt zurück. Gut zehn Jahre lang wollte kaum jemand in Hollywood noch irgend etwas mit Mel Gibson zu tun haben. Der US-Schauspieler in zahlreichen Kassenschlagern, darunter „Mad Max“, „Braveheart“ und die vierteiligen „Le-

thal Weapon“-Reihe, und Regisseur („Die Passion Christi“) hatte seinen tiefen Absturz aus dem Film-Olymp mit Alkoholeskapaden, antisemitischen und sexistischen Ausfällen sowie Handgreiflichkeiten selbst befördert. Nun jedoch scheint er die Talsohle durchschritten zu haben. Vorige Woche lief mit „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“ seine erste Regiearbeit seit einer Dekade in den deutschen Kinos an. Der Film erzählt die Geschichte des gottesfürchtigen Desmon T. Doss, der nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg seinem Land dienen will, aus religiösen Gründen aber den Dienst an der Waffe verweigert. In der Schlacht um Okinawa rettet Doss mehr als 70 seiner Kameraden das Leben. Für seine Taten erhält er als erster Kriegsheld ohne Waffe die höchste militärische Auszeichnung, die Medal of Honor. Gibson setzte das Kriegsdrama derart eindrücklich bilderstark in Szene, daß es noch lange nachhallt. Der verdiente Lohn: Oscar-Nominierungen in den Kategorien „Bester Film“ und „Beste Regie“.


„Nicht der Glanz des Erfolgs, sondern die Lauterkeit des Strebens und das treue Beharren in der Pflicht, auch da, wo das Ergebnis nicht in die äußere Erscheinung tritt, wird den Wert eines Menschenlebens bedeuten.“ (Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke, 1800–1891).


Aufatmen bei allen, die sich für Ernst und Friedrich Georg Jünger interessieren: Die Transformation des Freundeskreises der Brüder, der zuletzt nur noch als verschnarcht wahrgenommen werden konnte, in eine anspruchsvolle literaturhistorische Gesellschaft geht weiter voran. Auf einer neuen Internetpräsenz des Vereins befragt der Vorsitzende Alexander Pschera bekannte Autoren unterschiedlicher Couleur und Herkunft nach ihrer Einstellung, ihren Erfahrungen, ihren Erinnerungen an Jünger-Lektüren oder an Begegnungen mit dem Jahrhundertschriftsteller. In der Interviewreihe bislang erschienen sind Gespräche mit Alexander Graf von Schönburg-Glauchau, Matthias Matussek, Martin Mosebach und Sibylle Lewitscharoff. Das diesjährige Symposion der Gesellschaft ist übrigens dem Thema „Ernst Jüngers ‘Auf den Marmorklippen’ – eine literarische Auseinandersetzung mit dem NS-Regime“ gewidmet. Es findet vom 7. bis 9. April im Kloster Heiligkreuztal statt.

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