© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/17 / 03. Februar 2017

Meldungen

Psychopharmaka: Nur graduelle Fortschritte

BERLIN. Die 1950er seien für die Psychopharmaka-Forschung das „Boomjahrzehnt“ schlechthin gewesen. Seitdem, so stellte Tom Bschor, Chefarzt an der Berliner Schloßpark-Klinik, auf dem jüngsten Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie in der Hauptstadt nüchtern fest, gebe es lediglich graduelle Fortschritte (Pharmazeutische Zeitung, 49/16). Seit 1949 die antimanische Wirkung von Lithium entdeckt wurde, folgten weitere Durchbrüche, von der Entwicklung des Neuroleptikums Chlorpromazin bis zu Erkenntnissen über die antidepressive Wirkung von Benzodiazepinen. Bis heute habe sich der Ansatz bei den Antidepressiva, die Konzentration von Serotonin oder Noradrenalin im synaptischen Spalt zu erhöhen, nicht geändert. Ursachen für den Stillstand sieht er in ökonomischen sowie den rechtlichen und administrativen Vorgaben, die zu höherem Risikobewußtsein zwängen. (rs)

 www.dgppn.de





Eisalgen: Neuer Spieler im Weltklimadrama

POTSDAM. Bis 2020 will ein Forscherteam unter Beteiligung des Geoforschungszentrums (GFZ) ermitteln, ob der 1,8 Millionen Quadratkilometer große Eispanzer Grönlands schneller abschmilzt als erwartet. Seit 2002 verliert die größte Insel der Erde jährlich 238 Kubikkilometer Eis, den fünffachen Inhalt des Bodensees. Stiege diese Verlustrate, könnte, so schätzt der Wissenschaftsjournalist Klaus Jacob, ein Apltraum Realität werden: der Meeresspiegelanstieg um sieben Meter und der Untergang von New York und Hamburg. Ob es so kommt, hängt auch von den dunklen Eisalgen Grönlands ab, deren Felder expandieren und deren Bedeutung für das sinkende Rückstrahlungsvermögen des Eis­panzers untersucht werden soll (Bild der Wissenschaft, 12/16). (ck)

 www.gfz-potsdam.de





Computeranalyse zum Ursprung des Lebens

DÜSSELDORF. Als William Martin, Düsseldorfer Professor für Molekulare Evolution, in Natur Microbiology (16116/16) eine Studie über unseren Urvorfahr (Luca) publizierte, stieß er auf enormes Echo. Dies habe ihn „total überrascht“, sagte er dem Düsseldorfer Uni-Magazin (2/16). Martins Ergebnisse einer Computeranalyse führen auf den Spuren der Stammesgeschichte zurück zum gemeinsamen Vorfahr allen Lebens, einem Anaerobier, der weder Sauerstoff noch Sonnenlicht für seinen Stoffwechsel benötigte. Luca weise starke Ähnlichkeiten mit heute noch nahe Tiefseequellen lebenden Organismen auf. Diese Mikroben hätten ihre ökologische Nische, in der Leben vor vier Milliarden Jahren entstand, nie verlassen und befördern so ihr Urhabitat wie mit der Zeitmaschine in die Gegenwart. (dg)

 www.nature.com/nmicrobiol/





Erkenntnis

Teuer erzeugter regenerativer Strom, wenn er nicht gebraucht wird, wird quasi über die Grenze verschenkt.Ist dann noch zuviel Strom im Netz, werden die Anlagen abgeregelt, aber die Anlagenbetreiber bekommen trotzdem Geld dafür. Das zahlen alle Verbraucher.“

Katherina Reiche, Chefin des Verbandes kommunaler Unternehmen