© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/17 / 10. Februar 2017

Meldungen

Mediziner: Zahl der Abtreibungen ist höher

MÜNCHEN/WIEN. Die jährlichen Abtreibungszahlen in Deutschland sind zwei- bis dreimal so hoch wie vom Statistischen Bundesamt angegeben. Davon ist der österreichische Abtreibungsmediziner Christian Fiala überzeugt, der seit Jahren die Entwicklung der Schwangerschaftsabbrüche weltweit verfolgt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Abtreibungen rückläufig: Sie sank von 129.650 im Jahr 2004 auf 99.237 (2015). Laut Fiala – Leiter zweier Abtreibungsambulanzen in Salzburg und Wien – können diese Zahlen nicht stimmen. Nach seinen Analysen werden in Deutschland jährlich zwischen 200.000 und 300.000 ungeborene Kinder abgetrieben, berichtet Focus Online. In vergleichbaren Ländern wie Frankreich, Großbritannien und Schweden stiegen die Zahlen oder stagnierten auf hohem Niveau. So gab es in Frankreich 2015 rund 218.000 Abtreibungen. Hochgerechnet auf Deutschland mit seinen damals rund 81 Millionen Einwohnern wären das 266.000 gewesen. Mit seinen Äußerungen bestätigt der Arzt Lebensrechtler, die seit langem von einer hohen Dunkelziffer sprechen. Fiala, der mehr Transparenz einfordert, geht davon aus, daß in Deutschland bei weitem nicht alle Eingriffe gemeldet werden. Zum Hintergrund: Die Zahlen beruhen allein auf den Angaben der Kliniken und Arztpraxen. Sie werden anonym übermittelt und sind nicht zurückzuverfolgen. So kann laut Fiala niemand kontrollieren, ob die Angaben vollständig sind. Abtreibungen korrekt zu melden bedeute „zusätzliche Bürokratie“. Hinzu kämen etliche Abtreibungen im Ausland, wenn die 14. Schwangerschaftswoche – sie ist in Deutschland die Grenze für einen straffreien Abbruch – bereits überschritten sei. (idea/JF)





Eichendorff-Preis geht an Michael Krüger

WANGEN IM ALLGÄU. Der Schriftsteller und ehemalige Hanser-Verlagsleiter Michael Krüger (73) erhält den diesjährigen Eichendorff-Literaturpreis. Krüger verteidige in seiner Lyrik und seinem Prosawerk „den Sinn von Sprache gegenüber ihrer Verflachung in unserer Welt“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Die Auszeichnung wird von dem Wangener Kreis – Gesellschaft für Literatur und Kunst des Ostens e. V. vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Der 1950 als Zufluchtstätte für schlesische Künstler und Gelehrte gegründete Kreis setzt sich für die Bewahrung, Förderung und Deutung schlesischer Kultur und Geschichte ein. Die Verleihung des Eichendorff-Literaturpreises an Michael Krüger, der seit 2013 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ist, findet während der nächsten Wangener Gespräche vom 21. bis 24. September statt. (tha)

 www.wangener-kreis.de