© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/17 / 17. Februar 2017

CDU/CSU-Attacken gegen Martin Schulz
Schuß geht nach hinten los
Hans-Hermann Gockel

Auch ein „Sankt Martin“ der SPD ist kein Heiliger. Deshalb darf man gespannt sein, was CDU und CSU im Wahlkampf noch alles ausgraben. Das neunseitige Dossier aus den Reihen der Europa-Abgeordneten der Union gegen den Kanzlerkandidaten der SPD ist nur der Anfang. Tenor der Vorwürfe: Der Europa-Politiker habe sich und anderen unangemessene Vorteile verschafft. Oder – um es volkstümlich auszudrücken: Schulz und seine Höflinge hätten sich in Brüssel die Taschen vollgestopft.

Der Schuß wird nach hinten losgehen. Ausgerechnet der prominenteste CDU-Politiker im Europa-Parlament, Elmar Brok, verdingte sich jahrelang für den Bertelsmann-Konzern und kassierte dabei nicht schlecht. Ein Insider der Konzern-Zentrale in Gütersloh hat errechnet, daß Brok insgesamt weit mehr als zwei Millionen Euro nebenbei verdient haben dürfte. Sofern die parlamentarische Arbeit stets sauber vom Lobbyismus getrennt wurde, ist das formal-juristisch okay. Bertelsmann zahlte das Geld aber nicht an einen livrierten Saaldiener des Parlaments, sondern an einen der einflußreichsten Strippenzieher auf der europäischen Bühne. Der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim prägte für Broks Tätigkeit den Begriff „legale Korruption“.






Hans-Hermann Gockel ist Journalist und Buchautor und war Nachrichtenmoderator bei Sat.1 und N24