© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/17 / 17. Februar 2017

Björn Eriksson. Der Ex-Interpolpräsident führt den Aufstand gegen das Plastikgeld
Der Cash-Rebell
Verena Inauen

Die schwedische Krone ist als Bargeld drauf und dran, durch Kreditkarten ersetzt und in die Geschichtsbücher verbannt zu werden. Selbst im Museum für die Landesikone ABBA, die mit ihrem Erfolgsstück „Money, Money, Money“ 1976 auf den profan greifbaren Mammon anspielten, werden Scheine und Münzen nicht mehr akzeptiert.

Einhalt gebieten will dieser Entwicklung ein im hohen Norden prominentes Gesicht: Björn Eriksson. Der ehemalige Interpolpräsident, Landespolizeichef und Gouverneur der Provinz Östergötland gründete vor gut einem Jahr die Initiative „Kontantupproret“ (Bargeld-Aufstand) und trat den Kampf gegen die Abschaffung der Krone an.

Den stolzen Medienberichten über die vermeintlich moderne „Vorreiterrolle“ seines Landes hält er entgegen: „Es liegt jedes nur denkbare Risiko in der Abschaffung des Bargeldes!“ Jugendliche etwa stürzten sich durch die abstrakte Zahlungsweise eher in Schulden, und der älteren Generation drohe soziale Abschottung, weil ihnen der Umgang mit elektronischen Bezahlsystemen fremd ist.

Heute ist der gebürtige Stockholmer Direktor einer privaten Sicherheitsfirma für Geldtransfer und kritisiert die Bankomat- und Kreditkartenfirmen heftig: Mit Hilfe der Politik finanzierten sie durch die anfallenden Gebühren und Steuern ihr eigenes Einkommen. Immerhin rund drei Prozent jeder Transaktion gehen an die Kartenfirmen – sei es der Großeinkauf für die Familie, die Kollekte in der Kirche, welche bereits mit Karte bezahlt wird, oder eine Spende an Obdachlose, die statt des Pappbechers das Kartenlesegerät hinhalten.

Für Eriksson ist das „Schweden ohne Bargeld in spätestens zwanzig Jahren“ eine Schnapsidee der Banken. Mit der Frage „Sollten diese Menschen ihre Macht am Geldmarkt wirklich dafür nützen, Schweden in eine bargeldlose Gesellschaft zu verwandeln?“ löste er sogar in der New York Times eine internationale Debatte aus. Die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld sei, so der 71jährige, ein grundlegendes Recht, über das nur vom Souverän nicht aber vom Markt entschieden werden könne.

Gegenwind bekommt Eriksson allerdings von einem anderen prominenten Gesicht: Ausgerechnet vom B der Popgruppe ABBA: Björn Ulvaeus. Der erhofft sich durch den Abschied von Schein und Münze weniger Kriminalität im Zusammenhang mit Geldwäsche am Schwarzmarkt. „Was aber ist mit der Kreditkartenkriminalität? Warum halten die Banken deren Umfang geheim?“ kontert Eriksson – und vergißt nicht den Hinweis anzufügen, daß die Firma Mastercard der Hauptsponsor des ABBA-Museums ist. 

Björn Erikssons Unterstützer reichen vom Verband der Kleinunternehmer bis zu den Vertretern des ländlichen Raums, die der Aktivist nun auch in einer Streitschrift umwirbt. Fazit seines Plädoyers: „Wir brauchen dringend eine Cash-Rebellion!“