© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/17 / 17. Februar 2017

Deutscher Exportüberschuß klettert auf 252,9 Milliarden Euro
Schöner Schein
Jörg Fischer

Voriges Jahr wurden von Deutschland Waren im Wert von 1.207,5 Milliarden Euro ex- und nur für 954,6 Milliarden Euro importiert. Der Außenhandelsüberschuß kletterte damit auf den Rekordwert von 252,9 Milliarden Euro, meldete das Statistische Bundesamt. Der deutsche Leistungsbilanzüberschuß, der auch Dienstleistungen und Vermögensübertragungen berücksichtigt, kletterte von 252,6 auf 266 Milliarden Euro.

Doch der Erfolg hat eine volkswirtschaftliche Schattenseite: Es werden dafür keine Goldbarren mehr gebunkert oder Gebiete übernommen, sondern den Defizitländern werden Kredite gegeben, um deutsche Güter zu importieren. Es werden Auslands- statt dringend notwendige Inlandsinvestitionen getätigt oder windige Papiere à la New Economy und Lehman oder „griechische“ Staatsanleihen gekauft. Die deutsche Auto- und Chemieindustrie oder der Maschinenbau liefert Qualität zu erschwinglichem Preis – letzter ist auch erpreßten Dumpinglöhnen („Agenda 2010“) und dem schwindsüchtigen Euro zu verdanken. Daß die EU mit 59 Prozent Hauptabsatzmarkt war, läßt sich geographisch erklären. Der Umfang der deutschen Exporte in Drittländer (Hauptziel: USA) lag mit 41 Prozent aber erneut über dem in die Eurozone (36,6 Prozent). Hier hilft der Billigeuro den deutschen Exporteuren kaum, er ist aber immer noch zu teuer für Griechenland oder Frankreich.

Daß Renault 1999 noch 276.000 Autos in Deutschland verkaufte, es aber 2015 nur noch 130.000 waren, lag nicht allein an Hyundai, Kia und Škoda, wie etwa der Erfolg der rumänischen Renault-Marke Dacia (47.500) zeigt. „Made in France“ ist längst zu teuer. Und was Donald Trump angeht: Selbst wenn die Deutschen wieder harte D-Mark besäßen, würden sie keine Chevrolets kaufen – wohl aber mehr iPhones, BMWs aus South Carolina, Jeeps aus Ohio oder VWs aus Tennessee. Deutsche Urlauber würden Floridas leere Strände füllen und so nicht nur US-Immobilienhaie frohlocken lassen.