© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/17 / 17. Februar 2017

Luther-Drucke im Original
Jahresvorschau der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Martina Meckelein

Altes Museum, Berlin, Lustgarten. In der Eingangsrotunde Karl Friedrich Schinkels zieht es wie Hechtsuppe. Doch das ficht den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nicht an, vielleicht merkt er es auch gar nicht. Denn Hermann Parzinger ist glücklich. Nicht nur deshalb hat er hierher zur Pressekonferenz geladen. Der Präsident wagt einen Blick voraus in das Jahr 2017, die Pläne, Projekte, Ausstellungen, Baufortschritte und zieht eine Bilanz des vergangenen Jahres.

Finanziell ist die Stiftung dieses Jahr gut gepolstert. Vom Bund und dem Land Berlin gibt es statt der geplanten 290 Millionen Euro für 2017 jetzt 331 Millionen, also 41 Millionen mehr. Wobei auch die Stiftung fleißig war: 26,8 Millionen Euro Eintrittsgelder und 27,5 Millionen durch Einwerben von Drittmitteln für Forschungsvorhaben, Neuerwerbungen und Ausstellungen hat sie 2016 eingenommen. So können 30 Millionen Euro zusätzlich in die Sanierung des Pergamonmuseums gesteckt werden, die Staatsbibliothek bekommt 7,75 Millionen Euro für Neuerwerbungen, die Gipsformerei soll mit Hilfe von 520.000 Euro ihre Produktionsbedingungen verbessern.

Zum Kirchentag erneut ausgestellt

Bereits seit dem 3. Februar für leider nur zwei Monate zeigt die Staatsbibliothek zum Luther-Jahr etwas ganz Besonderes: drei Originaldrucke der 95 Thesen des Reformators. Luthers Fundamentalkritik am Ablaßhandel der Ecclesia Catholica. Als „kleine, aber feine Schau“ bezeichnete das Domradio zu Beginn des Monats die Ausstellung, die den Titel trägt: „Bibel – Thesen – Propaganda. Die Reformation erzählt in 95 Objekten“.

Insgesamt existieren von den 95-Thesen-Drucken, die vor 500 Jahren jeweils in einer Auflage von 300 Stück in Leipzig und Nürnberg hergestellt wurden, vermutlich nur noch sieben Stück auf der Welt. In der Ausstellung sind dazu noch vier kleinere Drucke aus Basel zu sehen, die allerdings nur noch bis zum 19. Februar gezeigt werden.

Entschädigt wird der Besucher durch hervorragende handkolorierte Bibeln, deftige Propagandaflugblätter gegen den Papst oder gegen Luther – wie es eben gerade genehm war –, einen Druck der Bulle Papst Leo X., mit der er 1520 Luther den Bann androhte.

Die Ausstellung schließt am 2. April. Zum evangelischen Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin ist sie noch einmal in der Staatsbibliothek am Kulturforum zu sehen.