© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/17 / 17. Februar 2017

Frisch gepresst

Luther. Zum 500. Reformationsjubiläum scheint die Hauptsorge der Nomenklatura der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu sein, sich von ihrem Gründervater zu distanzieren, indem sie politisch korrekt Martin Luther als „Türken-, Juden- und Frauenfeind“ denunziert. Dazu dient auch eine vom Tübinger Kirchenhistoriker Matthias Morgenstern neu bearbeitete Ausgabe von Luthers Kampfschrift „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543). Denn ganz im Sinne eines EKD-Papiers, das den Antijudaismus des Reformators auf ein „abwertendes Stereotyp“ reduziert, um den prinzipiellen Gegensatz des protestantischen Glaubens zur jüdischen Gesetzreligion in „theologische Harmlosigkeit“ (Dorothea Wendebourg, JF 34/16) aufzulösen, präsentiert Morgenstern seine vorzüglich kommentierte Ausgabe leider mit einem jeden Sinn für historische Kontexte vermissen lassenden Nachwort als „Dokument der Schande“. Wo so viel Unterwerfung unter den Zeitgeist am Werke ist, darf der EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm nicht fehlen, der in seinem Geleitwort bekennt, mit der Edition „jeder Form der Judenfeindschaft und des Antisemitismus entgegentreten zu wollen“. Was Juden von derart wohlfeilen Gelöbnissen zu halten haben, hat Bedford-Strohm unlängst mit seiner auf muslimischen Druck hin erfolgten, recht eigenwilligen Form der „Kreuzabnahme“ auf dem Jerusalemer Tempelberg demonstriert. (wm)

Matthias Morgenstern (Hrsg): Martin Luther. Von den Juden und ihren Lügen. Berlin University Press, Wiesbaden 2016, gebunden, 328 Seiten, 19,90 Euro




Europavisionen. „Die geheimen Pläne von CIA, Nationalsozialisten und einer globalen Wirtschafts- und Finanzelite“ lautet der Untertitel der Analyse des Wirtschaftsjournalisten Janne Jörg Kipp. Was nach diabolischer Verschwörung dunkler Mächte klingt, die Kipp hier am Werke sieht, ist bei näherer Betrachtung lediglich der kleinste gemeinsame Nenner höchst unterschiedlicher Akteure und ihrer Idee, Europa zu kontrollieren. Lohnender sind da eher Kipps Fingerzeige auf handfeste Interessen von 45 Topkonzernen und der dahinterstehenden internationalen Finanzbranche, die diese zu engagierten Befürwortern der zentralistischen und demokratisch weitgehend entkoppelten „Vereinigten Staaten von Europa“ werden läßt. (ff)

Janne Jörg Kipp: Vereinigte Staaten von Europa. Kopp Verlag, Rottenburg 2016, gebunden, 313 Seiten, 22,95 Euro