© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/17 / 24. Februar 2017

Für eine vermeintlich gute Sache
Unterwanderung im Fußball (II): Die „Respekt!“-Kampagne ist bereits in über 200 Stadien vorgedrungen / Linker Hintergrund kaum bekannt
Hinrich Rohbohm

Der Slogan wirkt unverfänglich und wirbt für eine vermeintlich gute Sache. „Respekt! Kein Platz für Rassismus“, steht in schwarzen Lettern auf einem beigefarbenen Schild, das inzwischen deutschlandweit an über 200 Stadien hängt. Die gleichnamige im Jahre 2006 gegründete Initiative wendet sich „gegen Rassismus, Diskriminierung und Intoleranz“, wirbt für ein „respektvolles Verhalten gegenüber anderen, für Toleranz, Anerkennung und Wertschätzung“. Doch der linksradikale Hintergrund der Kampagne ist nur wenigen bekannt.


„Im Prinzip ist da ja nichts gegen einzuwenden“, meint Kai, ein 24 Jahre alter Industriekaufmann, der gemeinsam mit seinem Freund Mark (25) regelmäßig die Heimspiele von Eintracht Frankfurt besucht. Die beiden haben bereits „flüchtig“ von der Initiative gehört. „Aber inzwischen wird es schon arg übertrieben“, meint Mark, der in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften studiert. „Antirassismus früher in der Schule, Antirassismus jetzt an der Uni, und jetzt kommt das Ganze auch noch ins Stadion. Ja, ich hab kapiert, daß Rassismus böse ist. Danke, aber es reicht langsam“, erzählt Kai der JF. Daß sich zahlreiche Fußballer für Antirassismus-Aktionen einspannen lassen, wundert ihn nicht. „Das arrangieren doch alles deren Manager. Da bekommen die Spieler kaum was von mit“, ist er überzeugt.


Zahlreiche Prominente haben sich inzwischen der Initiative als „Botschafter“ angeschlossen, werben mit ihrem berühmten Namen für „Respekt!“ Zu ihnen zählen bekannte Fußballer, Trainer und Sportfunktionäre, wie der Abwehrchef der deutschen Nationalmannschaft, Mats Hummels, Star-Trainer Jürgen Klopp, Klaus Allofs, Dieter Hoeneß oder der ehemalige Sportdirektor von Bayern München, Matthias Sammer. Sie alle dürften sich zweifellos in dem Bewußtsein zu „Botschaftern“ gemacht haben, einem guten Zweck zu dienen.


Doch bei „Respekt!“ sind auch Personen als Multiplikatoren dabei, die offensichtlich eine politische Mission verfolgen. So ist neben all den sportlichen Größen auch der wegen möglicher Stasi-Kontakte immer wieder ins Gerede gekommene Journalist Günter Wallraff als Botschafter engagiert. Und auch der ehemalige Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld, Wilhelm Heitmeyer, fungiert als Botschafter.


Auslöser für die „Respekt!“-Gründung war ein Vorfall, der inzwischen elf Jahre zurückliegt. Der nigerianische Fußballer Adebowale Ogungbure war am 25. März 2006 in Halle von gegnerischen Fans mit Affenlauten drangsaliert worden, wurde bespuckt und beleidigt. Woraufhin er den Zuschauern den Hitlergruß zeigte. Im Anschluß an das Spiel griffen ihn die gegnerischen Fans an, schlugen und würgten ihn. Es sollte der Beginn von „Respekt!“ werden. Vereine wurden nun eingeladen, sich zum Einsatz gegen Rassismus zu bekennen. Sie sollten dies durch das Anbringen von „Kein Platz für Rassismus“-Schildern zum Ausdruck bringen. Daß die Initiative dabei weit in das linksradikale Milieu verstrickt ist, dürfte den Fußballern hingegen kaum bekannt sein.


Nervöser Geschäftsführer ohne Infomaterial


Getragen wird sie von der gemeinnützigen „Respekt! Kein Platz für Rassismus GmbH“ und steht unter der Schirmherrschaft des ehemaligen geschäftsführenden Vorstandsmitglieds der IG Metall, Bertin Eichler. Im Impressum des Unternehmens wird als Firmen­adresse die Wilhelm-Leuschner-Straße 79 in Frankfurt angegeben. Es handelt sich dabei um die Anschrift der IG-Metall-Zentrale, einem Hochhauskomplex im Zentrum Frankfurts, das bei Krawallen der linksextremen Szene in der Frankfurter Innenstadt und bei deren gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei immer wieder als Zufluchtsort fungierte. Vor allem der DGB-Jugendclub „U 68“ gilt dabei als Anlaufpunkt für Linksextremisten.


Neben dem Haupteingang des IG-Metall-Bürogebäudes befindet sich ein schwarzes Schild. „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ steht auch dort geschrieben. Im Eingangsbereich liegen Informationsbroschüren aus. Unter anderem Flugblätter der DKP. Auf Demonstrationen der linksextremen Antifa sind zumeist auch Vertreter mit IG-Metall-Fahnen vertreten. Noch bis 2013 fungierte Berthold Huber als Bundesvorsitzender der IG Metall. Huber gehörte bis 1979 dem Kommunistischen Arbeiterbund an, ehe er sich nach der Wende der SPD anschließen sollte. Während im Eingangsbereich neben Gewerkschaftsbroschüren gleich mehrfach einschlägige linksradikale Propaganda ausliegt, ist über „Respekt!“ kein Informationsmaterial vorhanden.


Inkognito wollen wir dem Unternehmen einen Besuch abstatten. Was sich als schwierig erweist. Denn: An der Information im Eingangsbereich ist trotz des Schildes vor der Tür niemandem etwas über „Respekt!“ bekannt. Die Sekretärin fragt telefonisch nach. Mehrfach. Bei verschiedensten Verantwortlichen im Hause der IG Metall. Doch niemand scheint das Unternehmen überhaupt zu kennen. Nach gut 30 Minuten steigt ein sichtlich nervös wirkender Mann aus dem Fahrstuhl, kommt zum Informationstresen. Erst nach mehreren Nachfragen gibt er sich als Geschäftsführer von „Respekt!“ zu erkennen.


Warum er extra herunterkomme, statt seine Gäste im Büro zu empfangen, wollen wir wissen. „Nein, das machen wir nicht“, sagt er entschieden. „Ist es möglich, Informationsmaterial über ‘Respekt!’ zu bekommen?“ „Nein, wir haben nichts da“, sagt der Mann. „Aber Sie können etwas über das Internet auf unserer Homepage anfordern“, weicht er aus. „Kein Material? Im eigenen Büro?“ „Nein“, beteuert der Mann nochmals und wird zusehends nervöser. Besuch in den eigenen Büroräumen möchte man offenbar unter allen Umständen vermeiden.


„Respect“ und „Respekt!“, für beide ist FARE zuständig


Doch allein die im Internet auffindbaren Materialien sind aufschlußreich. Unter anderem findet sich dort die Studie „Die enthemmte Mitte“, die sich mit dem Thema „Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland“ befaßt. Erstellt wurde sie in Kooperation mit der der SED-Nachfolgepartei „Die Linke“ nahestehenden Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung. Publiziert wurde das Werk im Psychosozial-Verlag, der aus Horst-Eberhard Richters Zeitschrift psychosozial hervorgegangen ist. Richter gilt als Ikone der sogenannten Friedensbewegung, zählte 1982 zu den Mitgründern der westdeutschen Sektion der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“, die sich für die Abrüstung atomarer Waffen einsetzt. Zudem gehörte er zu den Initiatoren der von Michail Gorbatschow ins Leben gerufenen „International Foundation for the Survival and the Development of Humanity“, die dem KGB-Überläufer Anatoliy Golitsyn (geboren 1926, JF 26/11) zufolge eine Tarnorganisation des sowjetischen Geheimdienstes gewesen sei.


Auch mit der Organisation Pro Asyl sowie der Amadeu-Antonio-Stiftung arbeitet „Respekt!“ rege zusammen. Letztere wird von der ehemaligen Stasi-IM Anetta Kahane geleitet und ist eng mit der linksradikalen Antifa-Szene verwoben. Als Erfinder von „Respekt!“ gilt jedoch Lothar Rudolf, Inhaber einer Werbeagentur in der Gelbehirschstraße von Frankfurt. „Respekt!“ zählt dabei neben diversen Reiseunternehmen ebenso zu seinen Kunden wie die IG Metall, die GEW – und das kubanische Fremdenverkehrsamt.


Auffällig: Wie die internationale Kampagne „Respect – Nein zu Rassismus“ versucht auch die Aktion „Respekt! Kein Platz für Rassismus“, mit prominenten Gesichtern aus dem Fußballgeschäft politische Inhalte in die Mitte der Gesellschaft zu transportieren. Inhalte, die nicht selten dem Milieu linksradikaler Gruppierungen entstammen (JF 34/16). So ist für die Umsetzung der sehr ähnlich klingenden wie auch ähnlich aufgemachten Kampagne „Respect – Nein zu Rassismus“ die Organisation „Football Against Racism in Europe“ (FARE) zuständig, in der auch das „Bündnis aktiver Fußballfans“ (BAFF) mitwirkt, das sich ursprünglich „Bündnis antifaschistischer Fanclubs und Faninitiativen“ nannte.


„Die sollen sich einfach mal aus dem Fußball heraushalten. Genau wie Rassismus hat auch dieser ganze Antirassismusquatsch im Stadion nichts zu suchen“, findet Kai. Mark ergänzt: „Am besten hält man beides von Fußballspielen fern. Für die Stimmung ist das auf jeden Fall besser.“