© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Zitate

„In jeder mir bekannten Publikation, außer der Zeitschrift Wild und Hund, stehen seit Wochen mehr Anti-Trump-Texte, als Hundefotos in Wild und Hund zu finden sind. (…) Ich kriege Sehnsucht nach einem Pro-Trump-Text, ich kann den leider nicht schreiben, nicht mal ich, es ist ja auch gefährlich, denn ein einziger Text dieser Art, in dem Trump kein Volltrottel ist, würde zum sofortigen Ende von Pluralismus und Meinungsvielfalt in diesem Lande führen, das habe ich kapiert. Die Meinungsvielfalt verteidigen wir, indem alle das gleiche sagen.“

Harald Martenstein, Kolumnist, im „Zeit-Magazin“ vom 23. Februar 2017





„Wahlkampf ist das Hochamt von Fake News, wie man ein altes Phänomen – Propaganda – neuerdings nennt. Er ist die bloße Simulation von Streit. Denn auf Plakate und in Parolen passen keine Meinungen und Standpunkte oder gar Interessen, nur warm gegen kalt, gut gegen böse. Das Böse aber hat bekanntlich keine Lobby. Damit ist der Streit ausgeschaltet, auch wenn es noch so laut zugeht. Doch Demokratie lebt nur durch den Streit. (...) Doch gerade viele, die von einer konfliktfreien, multikulturellen One World träumen, grenzen alles sie Störende rabiat aus. Mit kindlichen Wutausbrüchen werden unbequeme Menschen und Meinungen bekämpft, die in die Wohlfühlzone einbrechen könnten.“

Cora Stephan, Buchautorin, auf nzz.ch am 24. Februar 2017





„Vielleicht hat Martin Schulz jetzt eine Möglichkeit gefunden, seiner SPD im Herbst das Schlimmste zu ersparen, einen Wahlsieg. Zwar will die SPD immer Kanzlerpartei werden. An nichts leidet sie jedoch so sehr wie daran, im Falle eines Siegs Kanzlerpartei zu sein. Noch immer hat sie nicht abgeschlossen mit dem letzten Mal, der nun fast zwölf Jahre zurückliegenden Zeit Gerhard Schröders. Dessen Arbeitsmarktreform, die Agenda 2010, gilt den Sozialdemokraten als ihre Ursünde, und sie glauben, zurück ins ersehnte, gefürchtete Kanzleramt gehe es nur, indem sie portionsweise zugeben, wie selbstvergessen sie damals agierten.“

Detlef Esslinger, Redakteur, auf sueddeutsche.de am 28. Februar 2017





„Müssen wir tatsächlich befürchten, daß die Welt aus den Fugen gerät, wenn die Leute nicht mehr die Süddeutsche Zeitung und den Spiegel lesen, sondern ihre Informationen aus den sozialen Medien beziehen? Vielleicht handelt es sich ja nur um den Schwanengesang der klassischen Leitmedien. Vielleicht haben die Leute ja recht, wenn sie vom ‘Heute-Journal’ nicht mehr die Wahrheit erwarten. Jedenfalls spricht nichts in unserer Gesellschaft dafür, daß der gesunde Menschenverstand und die Urteilskraft der Leute gelitten hätten. Im Gegenteil, ihre Medienkompetenz ist größer denn je, und das ist die wichtigste Bedingung für eine autonome Orientierung. Wenn die klassischen Medien etwas dazu beitragen wollen, dann sollten sie ihre Nachrichten und Berichte von regierungsnahen Meinungen und volkspädagogischen Intentionen befreien.“

Norbert Bolz, Professor für Medienwissenschaften an der TU Berlin, im „Cicero“ 03.2017