© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

CD-Kritik: Johannes Brahms
Das Wahrzeichen
Jens Knorr

Stark und schön steht er zur Schau; hehrer, herrlicher Bau, eine Welle aus Glas auf einem Sockel aus Backstein, die Elbphilharmonie Hamburg auf dem Kaispeicher A. Der neue Sehnsuchtsort der Hochkultur ist eröffnet, die Neiddebatte läuft seit längerem.

Bereits im November vorigen Jahres hat das NDR Sinfonieorchester, das nun NDR Elbphilharmonie Orchester heißt, im Großen Saal als erstes die vierte und dritte Symphonie des großen Hamburgers Johannes Brahms eingespielt. Selbstverständlich kann eine Tonkonserve wenig Auskunft über die Akustik des Saals – Unwort: „Weiße Haut“ – geben, den der vielgerühmte Akustikdesigner Yasuhisa Toyota konzipiert hat, dafür um so mehr über die Qualitätsarbeit des Orchesters unter seinem Chefdirigenten Thomas Hengelbrock. Der ist ein Dirigent der ruhigen Hand, verantwortet angemessen gemessene Tempi, läßt entstehen und entwickeln und gespannt-entspannt durcharbeiten. Dabei überraschen die Elbphilharmoniker mit einigen diskutablen, immer begründeten quellenkritischen Entscheidungen.

Der limitierten Edition liegen ein erweitertes Beiheft sowie eine einstündige, durchaus auch kritische Filmdokumentation „Die Elbphilharmonie – Von der Vision zur Wirklichkeit“ bei. Möge sich die „Elphi“ als ebenso solide gebaut erweisen wie es der Brahms des residierenden Orchesters ist.

Elbphilharmonie Hamburg– Die erste Aufnahme Johannes Brahms, Sinfonien 3 & 4, CD /DVD Sony Classical 2017  www.elbphil-harmonie.de