© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Im Dialog mit den Literaten
Eine ganz spezielle Analyse von Autoren und Künstlern
Werner Olles

Sieben Jahre nach dem Band „Nur Kunst. Essays zu Kunst und Literatur“ liegt nun in der Edition Bärenklau von Rolf Stolz eine neue Sammlung teils unveröffentlichter, teils bereits in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften erschienener Deutungen und Interventionen zu Literatur und Malerei vor: „Sprungzeiten. Essays zu Literatur und Kunst“. 

Rolf Stolz beschäftigt sich nicht nur mit lebenden Autoren und Malern, sondern auch mit der Literaturgeschichte und hier vor allem mit Gottfried Benn, Friedrich Rückert, Franz Kafka, Otto zur Linde und Heinrich Schirmbeck. Spannend und zugleich amüsiert liest man die „Kafka-Kontroverse“, bei der es darum ging, daß auf einer Netzseite Kafka als „österreichischer Romanautor tschechischer Herkunft“ dargestellt wurde, was natürlich Blödsinn ist und Stolz zu Recht mißfällt. Daß einer 1883 in Prag geboren wurde, bedeutet nicht, daß er Tscheche war. Tatsächlich war seine Familie dem jüdischen Mittelstand angehörig, wohlhabend, autoritär und vor allem deutschsprachig, weshalb Kafka an der deutschen Universität zu Prag Germanistik und Jura studierte. All das macht ihn aber nicht zum Tschechen, allerdings könnten die Wikipedia-Gebildeten schon ein wenig ins Trudeln geraten.

Köstlich liest sich auch das „Totengespräch“ zwischen Gottfried Benn und Friedrich Rückert, das zum Besten des Buches gehört. Dagegen ist über die „Öffentliche Armut, Verarmung der Kunst und Kultur in einem reichen Land“ bereits alles gesagt worden. Man lese nur Eckhard Henscheids Philippika über die unheilvolle Rolle der Sozialdemokratie. Stolz verweist auf das „aus besseren Zeiten der Arbeiterbildung und Traditionsbewußtheit stammende rosige Bild der SPD“ und ihren „spezialdemokratischen Werkzeugkasten“ in Sachen Kunst und Kultur. Inzwischen balge sich die SPD mit der „pro-kapitalistischen FDP, einer zunehmend entchristlichten CDU und den rothlich verfischerten Grünen um die Palme der allerantikulturellsten Partei Deutschlands“. Als beispielhaft für diese zeitgeistlechzende Orientierungslosigkeit dürfte immer noch die 2001 von der SPD initiierte Verleihung des „Frankfurter Kulturpreises“ an eine mittelmäßige Rapperin gelten, die inzwischen längst wieder in der Versenkung verschwunden ist.

Rolf Stolz: Sprungzeiten. Essays zu Literatur und Kunst. Edition Bärenklau, Oberkrämer 2017, 146 Seiten, gebunden, 16,99 Euro