© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Miese Ökobilanz
Kritik an den Hartweizenimporten aus Übersee
Dieter Menke

Hartweizen anzubauen ist mindestens ein so schwieriges Unterfangen wie der Weinanbau. Denn wie die Traube ist auch die Ähre dieser Sorte extrem wetterfühlig, benötigt vor der letzten Reife vier Wochen Trockenheit, möglichst viel Sonne und muß dann fast auf die Minute genau, binnen drei Tagen, geerntet werden, um eine hohe Qualität zu sichern und nicht minderwertige, nur als billiger Futterweizen verwertbare Ware einzufahren.

Naturschützer für nationale Wende an der Nudelfront

In dieses finanziell risikoreiche Geschäft wollen immer weniger Landwirte einsteigen. Darum sank die Anbaufläche europaweit von vier (2004) auf 2,3 Millionen Hektar (2014). Und darum können deutsche Hartweizen-Bauern mit ihrer alljährlichen Produktion von 400.000 Tonnen inzwischen auch kaum ein Siebtel des seit 2007 um 15 Prozent gestiegenen heimischen Bedarfs an diesem beliebten Nudelrohstoff decken.

Der naheliegende Ausweg, Importe aus Italien, ist versperrt. Denn der größte Nudelproduzent der Welt verarbeitet das Gros seiner Ernte traditionell selbst. Den meisten deutschen Firmen bleibt nur, überseeischen Weizen einzukaufen. Dessen Ökobilanz jedoch, wie Rainer Kurlemann in seinem Report über „Weitgereisten Weizen“ (Natur 1/17) belegt, fällt rundum negativ aus. Gestützt auf die Befunde des Agrarbiologen Friedrich Longin (Uni Hohenheim), verweist Kurlemann dafür nicht allein auf weite Transportwege, die das Getreide von den Hauptlieferanten in der kanadischen Prärieprovinz Saskatchewan und dem US-Bundesstaat North Dakota nach Deutschland zurücklegt. Auch wegen der schlechteren Qualität errege nordamerikanischer Hartweizen ökologische Bedenken. „Drüben“ behandle man dieses sensible Getreide als Massenware, die auf riesigen Anbauflächen nicht intensiv betreut werde. Das schade den gegenüber Krankheiten sensiblen Pflanzen, die infolgedessen häufig von toxischen Pilzen befallen seien, zitiert Kurlemann den Weizenforscher Longin.

Im Nachhaltigkeitsvergleich gehe der kleinflächig angebaute, sorgsam beaufsichtigte deutsche Hartweizen in jedem ökologischen Detail als Sieger hervor. Global betrachtet, so dokumentiert eine Studie Longins, erzielen deutsche Landwirte die höchsten Erträge pro Hektar, glänzen mit der besten Verwertung des sparsam ausgebrachten Stickstoffdüngers, mit den niedrigsten Werten für den Nährstoffeintrag in die Umwelt und für die Entwicklung von Treibhausgasen. Kanadischer Weizen falle demgegenüber mit einem doppelt so hohen Treibhausgaspotential kraß ab.

Das Familienunternehmen Alb-Gold aus Trochtelfingen, ein Teigwarenproduzent im schwäbischen Spätzle- und Maultaschen-Eldorado, hat sich daher – und aus „Liebe zu unserer Heimat, Land und Leuten“ – entschlossen, künftig „lieber deutsche Rohstoffe einzusetzen“. Alb-Gold läßt in fünf Regionen Mittel- und Süddeutschlands anbauen, wo man den Landwirten mit Abnahme- und Preisgarantien zugleich einen Teil des finanziellen Risikos abnimmt.

Nudelhersteller Alb-Gold-Gruppe: alb-gold.de