© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/17 / 10. März 2017

Lesereinspruch

Besser ohne Luther

Zum Schwerpunktthema: „Prophet der Deutschen“, JF 10/17

Es ist schön, daß Martin Luther dafür gesorgt hat, daß wir eine einheitliche Sprache bekamen. Was er aber durch seine Lehren (natürlich ohne seine Schuld) verursacht hat, war der Dreißigjährige Krieg, der Deutschland nicht nur in ein Trümmerfeld verwandelte, von dem es sich zum Teil erst nach 100 Jahren erholte, sondern auch für Jahrhunderte in ein Mosaik zahlreicher Fürstentümer zersplitterte, mit Folgen bis in das 20. Jahrhundert. Und der Protestantismus war nun wirklich keine bessere Alternative zum Katholizismus: Die Hexenprozesse in Salem/Massachusetts wurden von protestantischen Puritanern durchgeführt. Die Bürgerkriege in England („Bloody Mary“) waren Kriege zwischen Protestanten und Katholiken. Zahlreiche Protestanten mußten aus England nach Amerika fliehen und begannen dort einen Massenmord gegen die Indianer. In Nordirland bekämpften sich bis vor kurzem Katholiken und Protestanten bis aufs Messer. Unterm Strich kann man wohl sagen, die Welt wäre besser dran, hätte Martin Luther niemals existiert.

Klaus-Peter Kubiak, Recklinghausen