© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/17 / 17. März 2017

Zeitschriftenkritik: Institut St. Philipp Neri
Der alte Ritus ist das Fundament
Werner Olles

Für den emeritierten Papst Benedikt XVI. war das Institut St. Philipp Neri „eine sehr gute und sehr wichtige Einrichtung“. 2004 war er noch als Kardinal maßgeblich an seiner Einrichtung als Gesellschaft des apostolischen Lebens päpstlichen Rechts durch den Heiligen Stuhl beteiligt. Die junge Priestergemeinschaft wirkt hauptsächlich an der Berliner St.-Afra-Kirche, außerdem in Trier, Potsdam und Görlitz.

Das Institut, das sich als eine Oase der katholischen Tradition versteht, schöpft in seinem reichen liturgischen Leben aus der Quelle der altüberlieferten römischen Liturgie. So ist nach eigenen Angaben die St.-Afra-Kirche seit Bestehen des Instituts „immer reicher und schöner ausgestattet worden, nicht selten mit Gegenständen aus profanierten oder zum Abriß bestimmten Kirchen“. An jedem Sonntag erklingt der volle Gregorianische Gesang. Der Klang der größten englischen Orgel in Deutschland, deren Rettung die Lottostiftung Berlin unterstützte, gehört wie die regelmäßigen Kinder- und Erwachsenentaufen zu den „typischen Beispielen einer kleinen Zelle“, von deren Wachsen und Gedeihen sich Papst Benedikt XVI. eine Erneuerung der Kirche versprochen habe. Ohne Kirchensteuermittel mache eine große Zahl von Gläubigen und Spendern dies in Berlin möglich. Als kleinen Dank erhalten sie das dreimal im Jahr erscheinende Heft Institut St. Philipp Neri. 

Die aktuelle Ausgabe (1/2017) berichtet aus dem Leben des Instituts. Am Weihetag der Lateranbasilika feierte Pfarrer Thorsten Daum ein Levitenamt in Berlins vielleicht schönster katholischer Kirche, der Rosenkranz-Basilika im Ortsteil Steglitz. Am Dreikönigsamt hatten zuvor achtzehn Jugendliche einer evangelischen Gemeinde in Wernigerode im Harz als Gäste teilgenommen, die mehr über den tridentinischen Ritus erfahren wollten. Bei einem einfachen Mahl seien „einige Fragen“ aus der Runde geklärt worden. 

In einem ursprünglich für die Tagespost geführten Gespräch mit Martin Mosebach über die überlieferte Liturgie erklärt der Schriftsteller den Erkenntnisgewinn des überlieferten Ritus. Er sei „die sichtbare Gestalt des Christentums über 2000 Jahre, nicht nur das Fundament der Kirche, sondern auch der aus ihr hervorgegangenen Kultur: dieser Ritus ist der eigentliche Architekt unserer großen Kirchenbauten, er ist der Hervorbringer unserer Musik, Malerei und Skulptur. Jede romanische Basilika, gothische Kathedrale, Barockkirche spricht von diesem Ritus, für den sie geschaffen worden ist – diese Bauten sind ohne den Ritus unverständlich. Da sie nach wie vor die Gehäuse unserer Religion sind, ist es von entscheidender Bedeutung, daß der Kult, der sie geschaffen hat, nicht in Vergessenheit gerät.“ Was den Vorwurf der Nostalgie und des Ästhetizismus angehe, so gebe es unter Zeitgenossen „einen Haß auf Schönheit. Früher galt Schönheit als Gottesbeweis, heute löst der alte Ritus Aggressionen aus, eben weil er schön ist“ (Mosebach). Besonders gegenwärtig könne keine Rede davon sein, daß der neue Ritus dem Maßstab des alten genüge.

Kontakt: Institut St. Philipp Neri, St.-Afra-Stift, Graunstr. 31, 13355 Berlin, Tel.: 030 /  20 60 66 80

 www.institut-philipp-neri.de