© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/17 / 17. März 2017

Eine Allensbacher Bilanz der Bologna-Reform: Bürokratie und Ineffektivität
Krachend gescheitert
(dg)

Die Zahl der Professoren an deutschen Hochschulen ist mit knapp 27.000 (2015) so hoch wie nie, doch das Betreuungsverhältnis (67 Studenten pro Professor) hat sich weiter verschlechtert. Auch die Arbeitszeit für Lehre und Studienberatung ist von 1975 (42 Prozent) bis 2016 (28 Prozent) drastisch gesunken. Die verbliebenen 72 Prozent der Arbeitszeit kommen aber nicht der Forschung zugute, sondern fallen zur Hälfte der akademischen Selbstverwaltung zum Opfer. Diesen Trend zur Bürokratisierung belegt eine Erhebung des Allensbacher Instituts für Demoskopie, die 1.000 Dozenten nach ihren Erfahrungen mit der EU-Hochschulreform („Bologna-Prozeß“) fragte. Die Urteile fielen „vernichtend“ aus. 79 Prozent der Befragten meinen, sie habe zu mehr Bürokratie geführt, 72 Prozent sagen, die Lehre sei unflexibler geworden, 62 Prozent haben beobachtet, daß die Studenten kaum selbständiges Denken mehr ausbildeten (Deutsche Universitäts-Zeitung, 1/17). Nur 25 Prozent wollen die versprochene Erleichterung des Auslandsstudiums erkennen, bloß 18 Prozent eine verbesserte internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse. Bologna sei damit für die überwältigende Mehrheit der Lehrenden „krachend gescheitert“. Wie bei ähnlich desaströsen Projekten des EU-Establishments, Euro oder Einwanderung, dürfte aber auch hier der Befund des Scheiterns nicht zum Kurswechsel führen. 


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