© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/17 / 24. März 2017

Insekten in Pommern: Stettin als Weltzentrum der Entomologie
Bürgerschaftliches Engagement
(wm)

Als erster Verein für Insektenkunde wurde 1832 in Paris die Societé entomologique de France gegründet. 1833 folgte in London die Entomological Society. In Berlin dauerte es bis 1856, bevor sich Insektenfreunde dort organisierten. Wissenschaftlich satisfaktionsfähige Konkurrenz bekamen die Entomologen der westlichen Metropolen jedoch schon durch die 1837 erfolgte Gründung des Entomologischen Vereins zu Stettin. Als günstige Voraussetzung bot Pommerns Hauptstadt, ohne Universität kulturell auf Provinzniveau, dem Verein lediglich ein naturkundlich höchst interessiertes Bürgertum. Aber das genügte, denn dank des Engagements des vermögenden Zuckerfabrikanten Carl August Dohrn (1806–1892) und seines Sohnes Heinrich (1838–1913) durfte sich Stettin bald als „Zentrum der deutschen Entomologie und wichtiger Stützpunkt der ausländischen“ rühmen. An dieses vergessene Kapitel ostdeutscher Kulturgeschichte erinnert zum 180. Gründungsjubiläum des Vereins, dessen legendäre Insektensammlung 1945 als Kriegsbeute nach Warschau verschleppt wurde, ein fundierter Beitrag in den Baltischen Studien (102/2016), der mit dem „subtilen Jäger“ Ernst Jünger allerdings einen treuen Bezieher und antiquarischen Sammler der in „Siebzig verweht“ literarisch verewigten Vereinszeitschrift übersieht. 


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