© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/17 / 31. März 2017

Klischeehaft verfremdet
Kino: „Die versunkene Stadt Z“ von James Gray
Claus-M. Wolfschlag

Eine schöne Kulisse ist nicht alles. Das muß man leider zu dem neuen Film von Regisseur und Drehbuchautor James Gray vorausschicken. „Die versunkene Stadt Z“ basiert auf wahren Begebenheiten, verfremdet diese aber unnötig. Erzählt wird die Lebensgeschichte des britischen Forschungsreisenden und Landvermessers Percy Fawcett. Er wurde 1906 von der Royal Geographical Society mit Vermessungsarbeiten in Südamerika beauftragt. Aufgrund von Streitigkeiten zwischen Peru und Bolivien um wichtige Kautschukfelder war die Gesellschaft als neutrale Institution zur Klärung des Grenzverlaufs eingesetzt worden. Insgesamt sieben Reisen sollten den Abenteurer in die Region führen, bis er und sein Sohn 1925 unter ungeklärten Umständen im Regenwald spurlos verschwanden. Möglichenweise wurden sie von kriegerischen Indio-Stämmen ermordet.

Familiengeschichte voller Sentimentalität

Eine exakte Biographie Fawcetts hätte viele Möglichkeiten geboten, dieser Person nahe zu kommen. Auch hätten sich daraus durchaus spannende Szenen ergeben, die der Film nicht nutzt. Die Begegnung mit einer Riesenschlange beispielsweise, Schlägereien in Grenzorten, Probleme mit Stromschnellen. Doch Regisseur Gray zog es vor, eine halbgare Phantasiegeschichte zu drehen. Der Held und sein Antrieb bleiben oberflächlich. Stattdessen wird der Fokus auf Fawcetts Besessenheit, eine im Dschungel versunkene Indio-Stadt zu suchen, gelegt.

Entgegen der realen Geschichte findet Fawcett (Charlie Hunnam) im Dschungel einige Tonscherben und mutmaßt aufgrund dieses lächerlichen Fundes, nun etwas ganz Gewaltiges entdeckt zu haben. In England schlagen ihm Vorbehalte und rassistische Ressentiments von seiten der Wissenschaftler entgegen. Hinzu kommt eine Familiengeschichte voller Sentimentalität. Eine Gattin, die für die Frauenemanzipation kämpft, sich dann aber doch zurücknimmt. Ein für die Zeit ausgesprochen vorlaut rebellierender Sohn, der am Ende wieder zu seinem Vater findet. Ein feiger und hinterlistiger Kompagnon, dem die treuen Gehilfen Fawcetts gegenüberstehen. Diese finden sich zufällig auch noch im selben Schützengraben wieder, in dem Fawcett eine pazifistische Rede schwingt. Klischee reiht sich an Oberflächlichkeit und macht dadurch all die aufwendigen und teils prächtigen Aufnahmen aus dem Regenwald kaputt.