© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/17 / 31. März 2017

„Genozide in Deutsch-Südwest“: Mehr Aufarbeitung in Schulbüchern
Historisches Bewußtsein schaffen
(ob)

Im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover ist vor vier Wochen die Ausstellung „Heikles Erbe – Koloniale Spuren bis in die Gegenwart“ zu Ende gegangen. Eine Schau „Deutscher Kolonialismus“ läuft derzeit im Deutschen Historischen Museum in Berlin noch bis zum 17. Mai. Für den Berliner Juristen Patrick O. Heinemann künden beide Retrospektiven vom „zunehmenden öffentlichen Interesse“ an der nur wenige Jahrzehnte währenden, mit dem Ersten Weltkrieg endenden Rolle des Deutschen Reiches als Kolonialmacht. Tatsächlich ist es aber, wie Heinemann einschränkt, eher öffentlichkeitswirksamer Druck der links-grünen Oppositionsparteien, der das Thema „Deutsche Genozide an den Herero und Nama“ in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika präsent hält, um es weiterhin politisch ausschlachten zu können. Dafür, so resümiert Heinemann nach ausführlicher Prüfung, taugen allerdings völkerrechtlich-juristische Argumente oder der Verweis auf das 1952 getroffene Abkommen der BRD mit Israel und der Jewish Claims Conference heute nicht mehr (Der Staat, 4/2016). Wichtiger als materielle Entschädigung sei ohnehin die „echte Aufarbeitung der Genozide“ durch „Schaffung eines historischen Bewußtseins“, vermittelt „durch Schulbücher, Ausstellungen, Erinnerungsorte“. 


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