© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/17 / 31. März 2017

Sieben auf einen Streich
Erdähnliche Planeten können um massearme rote Zwergsterne kreisen / Ob es dort aber tatsächlich Leben gibt, weiß niemand
Tobias Albert

Zur Cebit kündigte die Berliner Firma Part-Time Scientists an, ein LTE-Netz auf dem Mond einzurichten. Dies soll die Kommunikation mit Mond-Rovern vereinfachen. Künftig könnte es aber weitere Gesprächspartner geben, die kosmisches W-LAN brauchen: Die Nasa hat einen Zwergstern mit sieben Planeten entdeckt, von denen einige sogar lebensfreundlich sein könnten.

Bei der Suche nach erdähnlichen Planeten konzentrierte man sich lange auf sonnenähnliche Sterne. Ende 2016 startete aber die K2-Mission, bei der vermehrt kleine Sterne und ihre Planeten beobachtet werden. Das geschah zunächst unerwartet: Das Raumschiff, mit dessen Teleskop die Sterne beobachtet werden, muß sich alle 80 Tage neu nach der Sonne ausrichten, damit Lichtstrahlen das Schiff stabilisieren. So bleibt immer nur wenig Zeit zur Beobachtung eines Sonnensystems, bevor es aus dem Sichtfeld des Objektivs verschwindet.

Planeten werden meistens entdeckt, indem Astronomen ihren Mutterstern betrachten, der von der periodischen Umlaufbahn des Planeten beeinflußt wird: Schiebt sich der Planet zwischen Stern und Teleskop, wird das Licht des Sterns gedimmt. Wenn die Gravitationskraft des Planeten aus verschiedenen Positionen auf seinem Orbit am Stern zieht, kann man dies als eine Art Schwingung des Sterns messen. Daher ist es also essentiell, ihre Sonnensysteme mehrere Umlaufzeiten lang zu beobachten. Bei einem so knappen Zeitrahmen konzentrierten sich die Forscher auf die Sterne, die Planeten mit kurzen Umlaufzeiten besitzen: Zwergsterne und M-Zwerge.

Einer dieser M-Zwerge ist Trappist-1, dessen sieben Planeten die Astronomiewelt nun verzücken. Sein Durchmesser ist zwar nur ein Fünftel größer als der des Jupiters, dafür ist er achtzigmal schwerer. Doch damit ist Trappist-1 immer noch ein „Leichtgewicht“ und gerade massereich genug, um in seinem Inneren Wasserstoff in Helium umzuwandeln. Dadurch wird die Energie freigesetzt, die den Stern „entflammt“ und somit Licht und Wärme abstrahlen läßt. Da seine Masse nur knapp ausreicht, um diesen Prozeß in Gang zu setzen, wird Trappist-1 an seiner Oberfläche mit 2.300 Grad Celsius auch nicht einmal halb so heiß wie die Sonne mit 5.500 Grad.

Doch gerade das könnte ein Glücksfall sein: Da Trappist-1 verhältnismäßig milde Wärme abstrahlt, liegen mehrere seiner Planeten in der „habitablen Zone“, also in einem Abstand zum Stern, an dem Wasser flüssig sein kann. Aber weil die Planeten so nah an ihrem Stern sind, wirkt dessen Gravitationskraft besonders stark. Wie unser Mond der Erde immer dieselbe Seite zeigt, ist auch Trappist-1 immer dieselbe Seite seiner Planeten zugewandt. Auf dieser Seite herrscht immer sengend heißer Tag, auf der anderen eisige Nacht. Nur eine starke Atmosphäre kann einen Temperaturausgleich bewirken – das Hubble-Teleskop soll dies nun herausfinden. 

Selbst wenn die Trappist-Planeten unbewohnbar sind, stellt ihre Entdeckung die Forschung auf den Kopf: Bislang wurde angenommen, daß erdähnliche Planeten nicht um so kleine Sterne kreisen können. Da es etwa zwölfmal mehr M-Zwerge als sonnenähnliche Sterne gibt, eröffnen sich nun viel mehr Ziele, um nach außerirdischem Leben zu suchen. „Es ist ein Stein von Rosette – aber mit sieben Sprachen!“, kommentiert Julien de Wit vom Massachusetts Institute of Technology die Sensation. Haben wir also kosmische Geschwister? Michaël Gillon, Mitentdecker der Planeten dämpfte die Euphorie: „Hundertprozentig sicher können wir erst sein, wenn wir dort waren.“

Nasa-Kurzbericht „A terrestrial-sized exoplanet at the snow line of Trappist-1“:  arxiv.org