© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/17 / 31. März 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Wir müssen reden“, JF 13/17

Zwischen Echo und Narziß

Moritz Schwarz hat ein interessantes Interview mit Dunja Hayali geführt. Sie bewertet sich selber als neutrale, neugierige Journalistin. Dennoch kann sie trotz großen Bemühens ihren „Echoraum“ nicht verleugnen, wenn sie die Anregung des Interviewers benötigt, um „auch mal eine Reportage über Ausgrenzung und Diskriminierung von Konservativen“ zu machen. Die Wahrheit ist, daß es schwer ist, seine „Vor- oder Urteile“ abzulegen, nachdem sich Meinungen eingeschliffen haben. Meine „Echokammer“ jedenfalls ist die JUNGE FREIHEIT zusammen mit weiteren Medien meiner Wahl, und ich wundere mich, daß sich andere in anderen „Echokammern“ wohlfühlen. Aber jeder könnte wissen, wie seine Vorurteile entstehen. Er müßte nur Francis Bacons „Idolenlehre“ studieren.

Dieter Rakete, Hamburg




Überlebenshilfe für die AfD

Das Fazit Dunja Hayalis im Gespräch mit Moritz Schwarz („Wenn der Dialog endet, können wir alle einpacken“) trifft den Nagel auf den Kopf – als wollte ausgerechnet Hayali vor der drohenden Spaltung der AfD warnen, wo dieses Phänomen, die Verweigerung des Dialogs, in der Parteispitze besonders ausgeprägt ist. Das ist in hohem Maße verantwortungslos. Wenn der Dialog hier nicht wieder aufgenommen wird, dürfte sich die gegenwärtig einzige hoffnungsvolle Alternative selbst zerlegen.

Dr. Ekart Schaarschmidt, Waldbronn






Zu: „Inklusion ist der falsche Weg“ von Josef Kraus & „Der Ruin der deutschen Schule“, JF 12/17

Vorprogammiertes Ende

Natürlich ist in der Regel die sogenannte Inklusion der falsche Weg, um Behinderten in der Regelschule zu helfen. Aber der Ruin der deutschen Schule hat noch weitere Ursachen. Das beginnt in der Grundschule mit allerlei merkwürdigen Praktiken wie dem Schreiben nach Gehör ohne Beachtung der Rechtschreibung, dem Wegfall von sinnvollen Übungen und Diktaten, dem Abschied von sinnvollen Leistungsbewertungen, einem falsch verstandenen individuellen Lernen usw. Anstrengung wird nicht mehr gefordert, denn Schule muß doch Spaß machen! Lehrer verstehen sich nur noch als Ratgeber und schaffen sich ab. Extrem heterogene Klassen, noch dazu mit hohen Anteilen nicht muttersprachlicher Schüler, vervollständigen das Chaos und verhindern jeden geordneten Unterricht. Dazu kommt die weitgehende Zerstörung des gegliederten Schulsystems und die großzügige Öffnung der noch bestehenden Gymnasien auch für gänzlich Ungeeignete mit der Folge der generellen Absenkung des Leistungsniveaus. Aber dafür gibt es dann das Abitur für alle mit Traumnoten und dem traurigen Ergebnis hoher Quoten nicht Studierfähiger. So ist der Ruin der deutschen Schule programmiert.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten






Zu: „AfD-Programm / Keine klare Leitlinie“ von Werner Patzelt, JF 12/17

Keine Frage des Glaubens

Als Mitglieder des AfD-Bundesfachausschusses „Energie, Technik und Infrastruktur“ beanstanden wir die Einschätzung Patzelts, daß „mit den Glaubensbekenntnissen zu Klimawandel und Energiepolitik“ angebliche „Steckenpferde zur Schau gestellt“ würden. Professor Patzelt ist anerkennenswert einer der wenigen Politikwissenschaftler, die sich ernsthaft mit den Argumenten der AfD auseinandersetzen. Dabei hätte er an der TU Dresden Gelegenheit, das eher physikalisch-technische Thema der Energie- und Klimapolitik mit kompetenten Kollegen zu erörtern. 

Dies betrifft etwa die folgenden Kernsätze des AfD-Wahlprogramms: „Die Aussagen des Weltklimarates (IPCC), daß Klimaänderungen vorwiegend menschengemacht seien, sind wissenschaftlich nicht gesichert. Sie basieren allein auf Rechenmodellen, die weder das vergangene noch das aktuelle Klima korrekt beschreiben“ oder „Die Laufzeit sicherer Kernkraftwerke muß sich nach der technischen Nutzungsdauer richten.“ 

Wer über den beengten deutschen Tellerrand hinausschaut, wird feststellen, daß diese grundlegenden Aussagen keine Steckenpferde von AfD-Exoten sind, sondern sehr wichtige Prämissen einer langfristigen Energiepolitik. Sowenig Klimaalarmismus wissenschaftlich belegbar ist, sowenig ist der Verzicht auf Kernenergie wissenschaftlich begründbar. Die AfD glaubt nicht, sondern übt rationale Kritik am deutschen Alleingang. 

Die AfD fordert im Interesse des Industrielandes Deutschland eine andere Klima- und Energiepolitik, weil die bestehende und bevorstehende bisherige Regierungspolitik (Stichwort „Dekarbonisierung“) in massiver Weise in den Wohlstand und die Freiheit der Bürger eingreift. Mit dem durch die Bundesregierung bereits in Kraft gesetzten „Klimaschutzplan 2050“ hat die „Große Transformation“ der deutschen Gesellschaft bereits begonnen. In diesem Plan wird das Wort Transformation 36mal im Zusammenhang mit den beschlossenen Maßnahmen zur völligen Umgestaltung aller Bereiche der Wirtschaft und des Lebens genannt. Das zu untersuchen und publik zu machen wäre eine wirklich wichtige Aufgabe, gerade auch für Professor Patzelt.

Burkard Reimer & Dr. Andreas Geisenheiner, Schriesheim






Zu: „‘Ich kann Ihnen nicht völlig widersprechen’“, im Gespräch mit Saskia Ludwig und Alexander Gauland, JF 12/17

Grabrede für die AfD

Ist das, was hier zum Ausdruck kommt, die Meinung, die Strategie des AfD-Vorstands, dürfte es zugleich die Grabrede für die AfD sein. Mit Höcke hat die AfD keine Zukunft. Er treibt sie in den Abgrund. Die Partei braucht Wähler. Die Handvoll von der NPD braucht sie nicht. Höcke und Machtbesessene im Vorstand braucht sie auch nicht. Die schaden massiv der Partei. Millionen Nichtwähler haben lange auf eine Alternative zu den etablierten Parteien, die auf den Fleischtöpfen kleben, gewartet. Sie werden wohl Nichtwähler bleiben. Eine „NPD light“ wollen sie nicht, werden sie nicht wählen. Mit Höcke und seinen wenigen Fürsprechern ist die AfD am Ende. Höckes Ausschluß würde wahrscheinlich eine Abspaltung zur Folge haben. Es wäre aber ein reinigendes Gewitter. Die Partei wäre einen verhängnisvollen Ballast los und hätte bei den anstehenden Wahlen als echte Alternative gute Chancen.

Horst Ollech, Buseck






Zur Meldung: „Bischöfe: AfD-Programm ist unchristlich“, JF 12/17

Unterwerfungsgesten von Marx

Erst eine Unterwerfungsgeste gegenüber dem Islam auf dem Tempelberg und jetzt die Warnung vor der AfD. Kardinal Marx scheint christliche Werte und Überzeugungen beim Islam besser aufgehoben zu sehen als bei der AfD. Nun, das ist seine Sache, aber er braucht sich nicht zu wundern, wenn bei dieser Sichtweise der Bischofskonferenz das Christentum langsam in die Bedeutungslosigkeit verschwindet. Bei der AfD werden jedenfalls christliche Werte noch hochgehalten, welche die Kirchenoberen wegen ihrer Anpassung an den Zeitgeist längst aufgegeben haben, zumindest in Deutschland. Aus diesem Grunde hat die Warnung von Kardinal Marx bei mir genau das Gegenteil bewirkt.

Winfried Schön, Mettmann




AfD-Mitglieder exkommunizieren

Einmal mehr glaubt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, er müsse sich parteipolitisch äußern, indem er behauptet, das Programm der AfD sei „unchristlich“. Weiß er nicht, daß sich Parteien keine „christlichen“, sondern (staats- )politische Programme zu geben haben? Sollte der Münchener Kardinal aber einen in Deutschland längst überwundenen politischen Katholizismus wiederbeleben wollen, ist dem in einem liberalen und säkularen Staat mit Nachdruck entgegenzutreten. Wann endlich werden auch in Deutschland Staat und Kirche strikt voneinander getrennt? Dann dürfen kirchliche Vertreter ihre (politischen) Meinungen wie jeder andere zwar als private Grundrechtsträger, nicht aber als Funktionsinhaber verbreiten. Sonst könnten sie auch gleich die Exkommunikation von AfD-Mitgliedern betreiben.

Dieter Ellwanger, Leinfelden-Echterdingen




Fehlende Kenntnisse

Laut dieser Meldung zweifelt Kardinal Marx, ob die AfD sich an christlichen Werten bezüglich ihres Parteiprogramms orientiere. Ich zweifle, ob Kardinal Marx überhaupt das beurteilen kann, was christliche Werte beinhaltet, wenn er auf dem Tempelberg in Jerusalem, wie bekannt, sein Brustkreuz abnimmt. Zum Inhalt christlicher Werte gehört doch unbedingt das Kreuz und dieses in der Öffentlichkeit glaubhaft zu vertreten und dafür auch unter Umständen Unangenehmes zu erleiden. Wenn ich das so bedenke, dann vertritt doch die AfD christliche Werte viel eindeutiger in diesem Fall als Kardinal Marx, der Oberste der katholischen Christen in Deutschland, weil die AfD eindeutig gegen die „Ehe für alle“, gegen die „Frühsexualisierung“ und einiges mehr ist und dafür sicher einiges an Unannehmlichkeiten zu spüren bekommt. 

Friedbert Erbacher, Uffenheim






Zu: „Helen Keller hätte von der heutigen Inklusion nichts“ von Martina Meckelein & Martin Voigt, JF 12/17

Irritierende Verhaltensfrage

Danke für die sachkundige Thematisierung der gegenwärtigen Erziehungs- und Bildungsmisere. Leider unterliegt aber auch dieser Artikel dem weithin verbreiteten Irrtum, bei verhaltensgestörten von „verhaltensauffälligen“ Schülern zu sprechen. Auffällig ist auch ein Schüler mit überragenden Leistungen oder heutzutage auch schon einer, der einfach ruhig und fleißig mitarbeitet. In den letzten Jahren hat sich ein weiterer Euphemismus eingebürgert, indem ein verhaltensgestörter Schüler nunmehr allen Ernstes als „verhaltens­originell“ bezeichnet wird.

Marita Lanfer, Bruchhausen






Zu: „Wir sind nicht auf dem Spielplatz“ von Peter Möller, JF 12/17

Tief in der Seele krankes Land

Dieses tief in der Seele kranke Land ist weder in der Lage, Kirchen noch Denkmäler zu errichten. Die „Wippe“ erscheint als infantiles Konstrukt einer postheroischen Zeit; weder Geist noch Inhalt, noch Form.

Wolf-Dieter Anders, 

Rotenburg




Angela Merkel macht´s möglich

Die Wippe als Denkmal täuscht erstens vor, daß es Wanderungsbewegungen in beide Richtungen gegeben habe. Es hat aber nur eine riesige Fluchtbewegung von Ost nach West gegeben und nur ein Rinnsal von West nach Ost, zum Beispiel die Pastorenfamilie des tiefroten Herrn Kasner, in der Angela aufwuchs und geprägt wurde. Die Wippe drückt zweitens die linke Hoffnung aus, daß die Zukunft sich wieder zurück zum Sozialismus neigen werde. Die Anfänge hierfür sind schon sichtbar. Angela Merkel macht’s möglich.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf






Zum Lesereinspruch: „Besser ohne Luther“ von Klaus-Peter Kubiak, JF 11/17

Intellektuell schmalbrüstig

Die Argumentation ist intellektuell schmalbrüstig. Den Dreißigjährigen Krieg 100 Jahre nach Luther kausal auf ihn zurückzuführen, ist so abwegig, wie den Holocaust auf Jesus Christus zu schieben, der ja mit dem Judentum brach. Im übrigen gilt: Niemand kommt auf die Idee, die Demokratie abzuschaffen, nur weil beispielsweise ein Hitler demokratisch gewählt wurde.

Juergen Huth, Haltern am See






Zu: „Kirche contra Rechtsstaat“ von Peter Möller, JF 11/17

Kirche in Mißkredit gebracht

Schon länger stehen einzelne Kirchengemeinden im Verdacht, entgegen den sozialen Regeln sogenannte Asylbewerber und Scheinflüchtlinge in ihren Mauern zu beherbergen. Dieses Verhalten bringt das Christentum in unserem Land vollends in Mißkredit. Radikale Islamisten können hierüber nur spotten. Ich habe mehrere Jahre in Afrika gelebt und gearbeitet und verlange mit Nachdruck, daß reine „Null-Bock- und Wirtschaftsflüchtlinge“ ohne Wenn und Aber in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Dies sind wir den echten Opfern von grausamen Geschehnissen schuldig.

Erwin Chudaska, Leer






Zu: „Der Presserat zielt wieder auf JF“ von Felix Krautkrämer, JF 11/17

Durchsichtige Bevormundung

Zu durchsichtig zielt der Presserat immer wieder mit überheblichem, bevormundendem Meinungsanspruch auf nicht regierungsgefällige freie Medien. Wenn eine Straftat kritiklos einem „rechten“ Spektrum zugeordnet werden darf, dann müßten Straftaten ebenso jeder anderen Gruppe zugeordnet werden dürfen. Natürlich möchte ich als Leser selbst entscheiden, wie ich die erwähnte Gruppe bewerte. Die junge freiheit möchte ich hiermit bestärken, weiterhin alle kriminellen Gruppen jeder Art zu benennen. Inwieweit ich eine Gruppenzuordnung verallgemeinere, Verhalten also als charakteristisch für eine signifikante Größe sehe, möchte ich auch weiterhin selbst entscheiden.

Gerolf Kurowski, Burgwedel