© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/17 / 07. April 2017

Selbstinstallierte Wanze im Wohnzimmer
Datenschutz: Amazons intelligenter Lautsprecher-Assistent „Echo“ hört mit, auch wenn er es gar nicht soll
Christian Schreiber

Amazon Echo gilt als intelligentes Gerät. Mit dem Raumlautsprecher lassen sich nicht nur Musik und Hörbücher abspielen, sondern noch jede Menge anderer Dinge anstellen. Echo ist im Endeffekt ein sprachgesteuerter Computer, der auf den Namen „Alexa“ reagiert und per W-Lan mit dem Internet verbunden wird. Das Gerät erkennt gesprochene Befehle und verbindet diese auch mit verschiedenen Online-Diensten, wie zum Beispiel einer Wetter-App.

Da das Gerät eben „intelligent“ ist, soll es stetig dazulernen und laut Hersteller selbst bei lauten Geräuschen und Musik problemlos von der anderen Seite des Raumes reagieren. Datenschützer sind allerdings weniger begeistert. Denn der Umgang mit den Aufzeichnungen hat es in sich. Wird „Alexa“ erst einmal aktiviert, reagiert der Computer mit einer automatischen Aufnahme. Sie zeichnet aber auch auf, wenn sie nicht genau interpretieren kann, ob jemand „Alexa“ gesagt hat. 

Wie bei digitalen Assistenten üblich, werden die Dateien in Form von Audiodateien in eine Cloud (Wolke) geschickt. Dabei handelt es sich um einen externen Speicherort. Die Aufnahmen selbst lassen sich nach Aussage von Amazon löschen. „Machen Sie sich aber bewußt, daß die Daten auch auf Servern in Ländern landen können, die einem geringeren Datenschutzstandard als Deutschland unterliegen und einem Zugriff von Geheimdiensten ausgesetzt sein können“, warnt die Verbraucherzentrale. 

In den USA ist ein solcher Fall erstmals vor Gericht gelandet. Dort hatte ein Mann die Polizei gerufen und erklärt, daß eine Leiche in seinem Whirlpool sei. Der Anrufer geriet allerdings recht schnell selbst unter Verdacht. Im Zuge der Ermittlungen wurden bereits Daten aus einem „intelligenten“ Wasserzähler ausgewertet, schließlich interessierten sich die Beamten auch für die eventuellen Aufnahmen aus Amazon Echo. Der Mann wehrte sich lange vor Gericht gegen die Nutzung dieser Daten, stimmte am Ende aber doch zu. Eine richterliche Entscheidung steht noch aus. 

In Europa verkauft Amazon seinen Computer derzeit für 179 Euro und verweist zudem auf die Möglichkeit, die automatische Aufnahmefunktion auszuschalten.Dann funktioniert die Sprachsteuerung allerdings auch nicht. „Als Datenschützerin sehe ich intelligente Sprachassistenten, die mit einem Mikrofon permanent ihre Umgebung belauschen, kritisch“, sagte die Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff. Es gebe erheblichen Klärungsbedarf.