© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/17 / 07. April 2017

Meldungen

Glück im Tierversuch, Versagen im Kliniktest

BERLIN. In der Schlaganfall-Medizin macht sich Frustration breit. Denn Therapien, die im Tierversuch erfolgreich waren, versagen bislang in klinischen Studien. Die Erfolgsquote bei der Übertragung auf den Menschen, so berichtet der Berliner Charité-Neurologe Ulrich Dirnagl, tendiere gegen Null. Nur die Thrombolyse mache eine Ausnahme: eine Therapie, die Blutgerinnsel im Gehirn auflöst und Spätfolgen eines Schlaganfalls in kurzzeitig unterversorgten Hirnarealen eindämmt. Damit verfüge man jedoch angesichts von 63.000 Menschen, die in Deutschland jährlich an Infarkten und Hirnblutungen sterben, nur über extrem eingeschränkte Therapiemöglichkeiten. Den Einsatz von zu wenigen Versuchstieren hält Dirnagl für die Hauptursache für das Versagen ermittelter Wirkstoffe beim Menschen. Große Tierstudien würden als „zu schwierig und zu teuer“ gemieden. Aber ungeachtet von Tierschützerprotesten müßten solche Studien verstärkt durchgeführt werden (Bild der Wissenschaft, 3/17). (dm)

 neurologie.charite.de





Neue Alternative zur Darmspiegelung

ESCHWEGE. Das kolorektale Karzinom (KRK, „Darmkrebs“) ist in Europa die zweithäufigste Krebstodesursache. Allein in Deutschland erkranken jährlich 73.000 Menschen an KRK, 27.000 versterben daran. Nach den Daten des bundesweiten Registers zur Vorsorgekoloskopie konnten allerdings 2002 und 2014 durch Darmspiegelungen langfristig etwa 180.000 KRK verhindert werden. Seit Januar 2017 gibt es eine ebenfalls kassenfinanzierte Alternative zu der von vielen zu Unrecht gefürchteten Darmspiegelung: den quantitativen immunologischen Stuhltest (iFOBT). Personen zwischen dem 50. und 54. Lebensjahr können diese neue Vorsorgevariante jährlich einmal, ab dem 55. Lebensjahr alle zwei Jahre in Anspruch nehmen (Pharmazeutische Zeitung, 12/17). (rs)

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Rückblicke auf Dynamik der Kontinentaldrift

POTSDAM. Alfred Wegeners Theorie der Kontinentaldrift stieß vor hundert Jahren auf Ablehnung. Heute steht außer Frage, daß sich die Erdteile bewegen. Mit Satellitentechnik können die derzeitigen Geschwindigkeiten der Erdplatten millimetergenau gemessen werden: Südamerika entfernt sich von Afrika jährlich um vier Zentimeter. Erdgeschichtlich zurückliegende Prozesse sollen in einem Projekt des Potsdamer Geoforschungszentrums und der Uni Sydney rekonstruiert werden: die gerifteten Kontinentalränder beherbergen einen großen Anteil der weltweiten Kohlenwasserstoff-, Blei-, Zink- und Phosphorlagerstätten (System Erde, 2/16). (ck)

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Erkenntnis

„Es geht ja nicht darum, fossile Energien allein durch erneuerbare zu ersetzen. Das ist ja kein Ziel. Sondern wir müssen ganz erheblich in die Reduktion des Stromverbrauchs kommen.“

Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes (Nabu)