© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Zeitschriftenkritik: Nationalpark
Gefährdeter Artenschutz
Werner Olles

In ihrem Editorial zeigt sich die Chefredakteurin Eva Pongratz der viermal im Jahr erscheinenden Zeitschrift Nationalpark (Untertitel: „Wo Mensch und Wildnis sich begegnen“) nicht zufrieden mit dem Naturschutz in Deutschland. Zwar hätten EU-Parlament und Kommission im vergangenen Jahr dem europäischen ökologischen Netz „Natura 2000“ das Überleben gesichert, doch die 28 Mitgliedstaaten brachten es bisher „nicht zum Blühen“. Auch die deutsche Umweltministerin Hendricks lasse ihr Ministerium im Rahmen der laufenden Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes „eine empfindliche Absenkung des Artenschutzrechts“ vorbereiten. Die Vorschriften für die 2000 national geschützten Arten sollen verschlechtert werden, „um Spielraum zu schaffen zugunsten von Infrastruktur, Siedlungsbau, Gewerbe und Industrie“. Besonders freuen würde dies die Windkraftlobby, während zahlreiche Vogel- und Fledermausarten dran glauben müßten.

Im Heftteil „Naturschutz-Panorama“ wird beklagt, daß das grausame Töten von Luchsen in der Bayerwald-Region weiter ungestraft bleibt, ein Ende der Kahlschläge im Spessart nicht in Sicht ist, im brandenburgischen Agrar- und Umweltministerium Naturschützer kaltgestellt werden und rücksichtslose Holzeinschläge in Schutzgebieten und Staatswäldern vieler Bundesländer Tier- und Pflanzenarten gefährden. Gute Nachrichten dagegen gibt es aus Österreich und Rumänien. So wird im niederösterreichischen Petronell-Carnuntum ein neues Augebiet in den Nationalpark Donau-Auen eingegliedert, und in Rumänien, wo in der laufenden Jagdsaison 552 Braunbären, 657 Wölfe, 78 Luchse und 484 Wildkatzen abgeschossen werden sollten, hat man die Jagd auf die großen Beutegreifer verboten. Und neben China und Hongkong haben nun auch die USA eine Einstellung ihrer nationalen, kommerziellen Märkte für Elfenbein beschlossen. Angesichts der Tatsache, daß 2015 über 20.000 afrikanische Elefanten in diesem von der organisierten Kriminalität gelenkten Geschäft getötet wurden, ist dies ein guter Schritt im Kampf gegen Wilderei.

Titelthema des aktuellen Heftes (1/2017) ist Wilhelm Breuers Beitrag „Natura 2000 in Deutschland. Versäumnisse, Vertragsverletzungen, Mahnbescheide und kein Ende“. Er beschreibt, mit welchen Tricks Lobbyisten den Aufbau des Schutzgebietssystems „Natura 2000“ hintertreiben. Eine unrühmliche Rolle spielt auch hier die Windkraft-Industrie, die ausgerechnet in den zum Schutz des bedrohten Rotmilans eingerichteten Vogelschutzgebieten Flächen für Windenergieanlagen herausschneidet. So würden im Namen der Energiewende zum angeblichen Schutz der Atmosphäre immer mehr Teile der Biosphäre geopfert. Windenergie sei keineswegs „umweltverträglich“, auch wenn sich Umweltverbände in „eine bedenkliche Nähe“ zu diesem Teil der Wirtschaft gebracht hätten. Die Energiewende sei ein „teils auf Lebenslügen gestütztes Unterfangen zugunsten weniger Profiteure“.


Kontakt: Oekom-Verlag, Waltherstr. 29, 80337 München. Das Einzelheft kostet 7,90 Euro, ein Jahresabo 25,50 Euro. 

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