© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Vor dem Theater des Westens herrscht dichtes Gedränge. Fotografen, Autogrammjäger, Sicherheitsleute, zwei livrierte Pagen und schaulustige Passanten warten auf die Ankunft der Premierengäste des Disney-Musicals „Der Glöckner von Notre Dame“. Die mehr oder minder prominenten Besucher kommen im Fünf-Minuten-Takt, einige wenige zu Fuß, die meisten lassen sich vorfahren. Zu der illustren Gästeschar aus Politik, Showgeschäft und Medienwelt gehörten vorigen Sonntag unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der ehemalige CDU-Wirtschaftssenator Peter Kurth, Dieter Hallervorden, die Schauspielerinnen Natalia Wörner, Katja Flint, Marion Kracht und Muriel Baumeister, Komiker Ingo Appelt, die Sängerin Gitte Hænning und Ex-Buchstabenfee Maren Gilzer sowie etliche It-Girls, die sich auf Zuruf aus der Fotografenmeute besonders ausgiebig in Positur stellten. Aus der Schweiz reiste Georg Preuße an, bekannt als Travestiekünstler „Mary“, aus Wien kam der Schauspieler und Regisseur Peter Weck. Sie alle erlebten einen gelungenen Musicalabend.


Am Anfang der „Glöckner“-Premiere stand jedoch zunächst eine Panne. Wegen eines „technischen Problems“ mußte die Vorstellung nach weniger als einer Minute abgebrochen werden; zehn Minuten später begann sie dann noch einmal von vorn. Das Publikum nahm’s gelassen. Es blieb zum Glück der einzige Patzer. Am Ende gab es stehenden Beifall für die Inszenierung von Stephen Schwartz und Oscar-Preisträger Alan Menken, basierend auf dem Roman-Klassiker von Victor Hugo und dem Zeichentrickfilm von Walt Disney. Den mißgestalteten Glöckner Quasimodo, der sich in die schöne Zigeunerin Esmeralda verliebt und sie vor dem Scheiterhaufen rettet, spielte David Jakobs („Jesus Christ Superstar“, „Das Wunder von Bern“) darstellerisch sehr überzeugend. Die gebürtige Australierin Sarah Bowden verkörperte ebenfalls mit großer Spielfreude Esmeralda. Stimmlich blieb bei beiden in manchen Passagen freilich Luft nach oben. Bühnenpräsenz zeigten auch Felix Martin als Domprobst Frollo und Maximilian Mann in der Rolle des Hauptmanns Phoebus.


„Der Glöckner von Notre Dame“ steht bis zum 4. November im Theater des Westens in Berlin auf dem Spielplan. Karten gibt es ab 39,90 Euro. Anschließend wird das Stück für gut zwei Monate im Deutschen Theater München zu sehen sein. In der Hauptstadt geht es dann ab Dezember weiter mit einer Musical-Adaption des Films „Ghost – Nachricht von Sam“.