© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

In enger Verbundenheit
Journalismus: Viele etablierte Medien weisen Querverbindungen zu linksextremen Kreisen auf
Ronald Berthold

Als Autor eines linksradikalen Mediums für die Öffentlich-Rechtlichen oder andere Leitmedien zu arbeiten hat Konjunktur. Vor allem die sogenannten Rechtsextremismus-Experten von „Tagesschau“ bis Spiegel verfügen oft über eine Vita, die tief ins extremistische Milieu reicht. Selbst das Publizieren auf der militanten Plattform „Indymedia“, auf der zur Gewalt aufgerufen wird, ist kein Hindernis, Karriere im professionellen Journalismus zu machen.

Hauptaufgabe dieser Journalisten mit linksradikalen Wurzeln ist es, konservative und bürgerliche Positionen als rechtsextrem einzuordnen. Der Spiegel Online-Experte für Rechtsextremismus, Maik Baumgärtner, schrieb zum Beispiel einst auf de.indymedia.org. Dann arbeitete er für das ehemalige FDJ-Zentralorgan und die heute linksextreme Tageszeitung junge Welt. Zudem war Baumgärtner für das Antifablatt Der Rechte Rand tätig. Vor sechs Jahren trat er dann erstmals als Autor des mit Gebührengeldern finanzierten, vermeintlich seriösen Portals tagesschau.de in Erscheinung. Sein Thema: die Vertriebenenverbände mit Rechtsextremismus in Verbindung bringen. Auch auf spiegel.de bleibt er seiner am linken Rand gelernten Linie treu. Im Herbst nannte er die Bautzener Polizeimaßnahme, gewalttätigen Flüchtlingen nachts den Zutritt zur Innenstadt zu verweigern, einen „Sieg der Rassisten“. Der Behörde unterstellte er „rassistische Logik“. Häufiger Interview­partner zum Thema Rechtsextremismus sowie Gastautor beim politischen Feuilleton des Deutschlandradios ist Andreas Speit. Erfahrungen dafür erwarb er bei der taz, der linksextremen und antideutschen Jungle World sowie dem Blick nach Rechts. Nebenbei doziert er an der „ARD.ZDF Medienakademie“, eine Weiterbildungsanstalt, die „journalistische Kernkompetenzen“ vermitteln möchte.

Die Jungle World, die von der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion 2012 mehrfach mit Linksextremismus in Verbindung gebracht wurde, erweist sich als regelrechtes Rekrutierungsbecken für die ARD. Denn auch ein weiterer Rechtsextremismus-Experte von tagesschau.de, Patrick Gensing, schreibt für das Blatt. Dieser arbeitet außerdem für das ARD-Magazin „Panorama“ und verfaßte für ein von der „Panorama“-Chefin Anja Reschke herausgegebenes Flüchtlings-Buch ein Kapitel. Gensing schreibt darüber hinaus für die taz, Zeit Online und die Landeszentrale für politische Bildung in Brandenburg.

Verbindungen zu Stiftungen und linken Verlagen

Im vom „Verbrecher Verlag“ publizierten Buch „Vorsicht Volk“ veröffentlichte er unter anderem gemeinsam mit der linksradikalen Publizistin Jutta Ditfurth, der Vorsitzenden der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, dem Linken-Politiker Klaus Lederer sowie Julia Schramm und Deniz Yücel.

Der türkischstämmige Journalist Yücel arbeitet inzwischen als Korrespondent der Welt in der Türkei, wo er seit mehreren Wochen im Gefängnis festgehalten wird. Er schrieb früher ebenfalls für die Jungle World, selbst als diese noch in den Verfassungsschutzberichten auftauchte. Zweifelhaften Ruhm erntete er für seinen Beitrag in der taz über Thilo Sarrazin. Dort formulierte er, daß man dem nonkonformen Publizisten „nur wünschen kann, der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten“. Gerügt vom Presserat und gerichtlich zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 20.000 Euro verdonnert, wechselte er danach zum Axel-Springer-Verlag. 

Über die frühere Stasi-Spionin Anetta Kahane, die mit ihrer Stiftung ein Netzwerk antifaschistischer Organisationen aufgebaut hat, sind viele Journalisten verdrahtet – beispielsweise die no-nazi.net-Redakteurin Julia Schramm. Sie arbeitete unter Kahane als „Fachreferentin für Hate Speech“ für die Stiftung. Nebenbei schrieb sie für die Jungle World. Im Zusammenhang mit dem Gedenken an die von Arthur Harris organisierte Bombardierung Dresdens 1945 twitterte Schramm einen politischen Wunsch: „Bomber-Harris, Flächenbrand – Deutschland wieder Ackerland!“ Später schrieb sie noch: „Sauerkraut, Kartoffelbrei – Bomber Harris, Feuer frei!“ Die taz erklärte später: „Das Wort ‚Kartoffelbrei‘ bezieht sich darauf, daß die Deutschen (‚Kartoffeln‘) in Dresden zu Brei gebombt wurden.“

Das „Netz gegen Nazis“ ist ein Projekt eben jener Amadeu-Antonio-Stiftung. Es erhält insofern eine enorme journalistische Relevanz, als daß es von der Wochenzeitung Die Zeit als Kooperationspartner unterstützt wird. Obwohl es angeblich gegen „Nazis“ gehen soll, richtet sich eine übergroße Anzahl von Texten gegen die AfD und nichtlinke Publikationen. Die Begründung ist aus Sicht der einflußreichen Stiftung einfach: Rechtsextremistische Einstellungen seien „bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein verbreitet“. Daher richtet sich dieses Portal, genau wie die meisten „Rechtsextremismus-Experten“ in den Medien, weniger gegen tatsächliche Nazis, sondern vielmehr gegen Menschen, die linke Auffassungen nicht teilen. Kahanes „Netz gegen Nazis“-Redaktionsleiterin, Simone Rafael, schreibt auch für das Antifaschistische Infoblatt, das der baden-württembergische Verfassungsschutz unter „Formen linksextremistischer Antifaschismusarbeit – legaler Antifaschismus“ einordnete.Welt-Korrespondent Deniz Yücel ist nicht der einzige, der den „Kampf“ gegen Abweichler sehr wörtlich nahm. 

Auch Meli Kiyak hat sich Thilo Sarrazin als Objekt ihrer Tiraden ausgesucht. Sie bezeichnete den SPD-Konservativen in einer Kolumne, die die Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau abdruckten, als „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“. Kiyak trat gemeinsam mit Yücel in der „antirassistischen Leseshow“ Hate Poetry auf. Dort prangerten ausgerechnet sie Haßbotschaften an, indem sie rassistische Leserbriefe vortragen, was wiederum die Leitmedien entzückt: „Selten war Rassismus so unterhaltsam“, meint die Welt, und die taz schwärmt von einer „kathartischen Lesung“.

„Ich fühle mich nicht so, als sei ich eine Deutsche“

Zum Hate-Poetry-Team gehört auch der indisch-pakistanischstämmige Hasnain Kazim, der nach seiner Station in Istanbul nun als Korrespondent für den Spiegel in Wien arbeitet. Vergangenes Jahr twitterte er zum Thema Masseneinwanderung in Richtung AfD: „Gewöhn dich dran: Wir sind hier, werden immer mehr und beanspruchen Deutschland für uns. Ob du willst oder nicht.“ Ebenso eindeutig bejubelte die Redakteurin des Spiegel-Jugendablegers „Bento“, Hatice Ince, den Tod des rechten Publizisten Udo Ulfkotte: „Das Jahr fängt gut (...) Darauf einen Schnaps.“ Die ARD-Journalistin Julia Rehkopf gab dafür ein „Like“, das sie später nach Kritik zurückzog. Sie versuchte zu erklären: „Daß ich Ulfkottes Publikationen nicht mehr lesen muß, das freut mich.“ Ince gibt an, daß sie seit 30 Jahren in Deutschland lebe: „Und trotzdem: Ich fühle mich nicht so, als sei ich eine Deutsche.“