© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Vertriebene und Flüchtlinge unter der SED-Herrschaft
Sowjetisch Befreite
(ob)

In seinem Beitrag über Flüchtlinge und Vertriebene, die zwischen 1945 und 1947 unter der SED-Herrschaft im vorpommerschen Damgarten lebten, läßt der Zeithistoriker Jan Berg deren Herkunft im Diffusen verschwimmen (Pommern, 4/2016). „Menschen aus den deutschen Gebieten östlich der Oder“, nicht etwa korrekt aus Ostdeutschland, das muß für den Leser genügen. Daß Berg dabei den Sprachregelungen des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien folgt, der seit 2008 die Quartalsschrift des Pommerschen Zentralverbandes finanziell fördert, ist schon deshalb zu vermuten, weil der Autor keine Verantwortlichen, etwa Polen, für die „politisch wie ethnisch motivierten Vertreibungen“ namhaft macht. Trotz dieses kaum in Umrissen erkennbaren Kontextes gelingt Berg aber eine faktenreiche Rekonstruktion des Alltagsschicksals der überwiegend aus Hinterpommern stammenden Flüchtlinge und Vertriebenen. Dabei hebt er als gravierendsten Unterschied zu den in die britische Besatzungszone gelangten Landsleuten hervor, daß die im SED-Jargon so genannten „Umsiedler“ weiterhin der Gewalt ihrer „Befreier“ ausgesetzt waren. Tätliche Übergriffe, Diebstähle und Vergewaltigungen standen auf der Tagesordnung. Mindestens bis zum März 1946 drangen Sowjetsoldaten etwa regelmäßig in das Flüchtlingslager Pütnitz nahe Damgarten ein, um Frauen zu vergewaltigen. 


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