© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Umwelt
Viel EU, wenig Natur
Volker Kempf

Der Frage, „Wohin die Bewegung ‘Pulse of Europe’ steuern könnte“, geht das aktuelle Greenpeace-Magazin (2/17) nach und reicht sie an den 70jährigen Soziologen Dieter Rucht weiter, der das Berliner Institut für Protest- und Bewegungsforschung (ipb) mitbegründet hat. Doch im Gegensatz zur Umweltbewegung kennzeichnen den vom Frankfurter Wirtschaftsanwalt Daniel Röder gegründeten EU-Jubelverein (JF 11/17) kaum „konkrete Zwischenziele“, an denen sich ein Erfolg messen ließe. Der Zehn-Punkte-Plan von „Pulse of Europe“ sei zu generell formuliert: „Die europäische Idee muß wieder verständlicher und bürgernäher werden. Sie muß von unten nach oben getragen werden. Europa soll wieder Freude bereiten“. Letzteres ist offenbar sehr wichtig: Fahnen schwenken, Geselligkeit haben, sich blau anziehen. Das macht bewegten EU-Freunden Spaß.

Bei der Jubelorgie stellt sich die Frage, wo in dem Umweltmagazin dabei die Umwelt bleibt?

Feindbilder gibt es auch, Marine Le Pen und die „Populisten von rechts“. Das sei zuwenig zum Überwintern, meint Rucht. Die zur Gründung einer Europäischen Republik auffordernde Politologin Ulrike Guérot empfiehlt daher: Reformschritte für die Einführung der Wahlrechtsgleichheit wären denkbar, womit das überrepräsentierte Stimmengewicht kleinerer EU-Staaten aufgehoben werden könnte. Bei alledem stellt sich die Frage, wo in einem Umweltmagazin da die Umwelt bleibt? Bei „Pulse of Europe“ spielt sie keine Rolle. Aber es sollen schon Demonstranten der Röder-Bewegung gesehen worden sein, die Plakate mit Aufschriften wie „United against global warming“ trugen. Braucht es aber die EU, um „vereint gegen globale Klimaerwärmung“ vorzugehen? Greenpeace sagt nichts dazu, scheint aber dafür mit Appellen gegen sogenannte Rechtspopulisten und für bunte Gesellschaften zu sympathisieren. Auch das ist eine Botschaft.