© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Knapp daneben
Steuergerechtigkeit für Maschinen
Karl Heinzen

Der Menschheitstraum, nicht arbeiten zu müssen und dennoch ein gutes Leben führen zu können, ist bislang immer nur für eine kleine Minderheit Wirklichkeit geworden. „Industrie 4.0“ steht heute jedoch für die große Verheißung, daß dies nicht auf Dauer so bleiben wird. Die umfassende Digitalisierung dürfte schon bald Heerscharen von Beschäftigten die Chance bieten, aus dem Berufsleben auszuscheiden.

Das Problem dabei ist, daß nach den bisherigen Gepflogenheiten unserer Wirtschaftsordnung Arbeit als Voraussetzung dafür angesehen wird, seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Hier ist ein Umdenken erforderlich, und mit dem bedingungslosen Grundeinkommen nimmt auch bereits eine Lösung Gestalt an. Der Einwand, daß seine Finanzierung Schwierigkeiten bereiten könnte, zeugt von einem Mangel an visionärem Sachverstand.

Sind Roboter, die in der Produktion unter einem Dach zusammenwirken, gemeinsam zu veranlagen?

Auf den ersten Blick klingt es zwar plausibel, daß man sich bei rückläufigem Einkommensteueraufkommen nicht wachsende Ausgaben für Erwerbslose leisten kann. Was aber, wenn neue Einnahmequellen generiert werden, indem man anstatt der Menschen die Roboter besteuert, die sie aus dem Arbeitsleben verdrängen? Der amerikanische Ökonom Robert J. Shiller geht dieser Frage in einer Kolumne für den IPG-Newsletter der Friedrich-Ebert-Stiftung nach. Vielleicht, so eine seiner Schlußfolgerungen, ließen sich auf diese Weise sogar weitere Steuererhöhungen für alle, die noch arbeiten müssen, vermeiden. 

Noch handelt es sich bloß um eine vage Idee. Über die Details werden sich Steuerexperten den Kopf zerbrechen. Sind Roboter, die in der Produktion unter einem Dach zusammenwirken, gemeinsam zu veranlagen? Soll man Maschinen, die andere Maschinen herstellen, eine Art „Kinderfreibetrag“ einräumen? Noch brauchen die Maschinen die Hilfe der Menschen, um diese Fragen der Steuergerechtgikeit zu klären. Dies ist tröstlich. In der Sphäre der materiellen Produktion mag der Mensch entbehrlich werden. Das Nachdenken über eine gerechte Welt bleibt aber seine Domäne.