Martin Luther bekommt Konkurrenz. Zwar wollen Deutschlands Protestanten beim Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg eigentlich das 500jährige Reformationsjubiläum feiern. Aber was ist schon ein toter Thesenanschläger gegen einen quicklebendigen Ex-Präsidenten. Denn – kreisch – Barack Obama nimmt daran teil und wird an Christi Himmelfahrt vor dem Brandenburger Tor mit der Kanzlerin zum Thema „Engagiert Demokratie gestalten – Zu Hause und in der Welt Verantwortung übernehmen“ diskutieren. (Der entkirchlichte Otto Normalberliner zieht ja an diesem „Herrentag“ mit Molle und Bollerwagen durch Brandenburg). Der Theologe und Fernsehmoderator Peter Hahne kritisierte diese „parasitäre Publizität“. Warum müsse er mit seiner Kirchensteuer Merkels Wahlkampf bezahlen, fragt Hahne. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm widerspricht: Das habe nichts mit Parteiarbeit oder Wahlkampf zu tun. „Es nervt mich“, meinte er darauf angesprochen. Schließlich werde Obama nicht ohne Grund wegen seiner Qualität als Prediger „in einem Atemzug mit Martin Luther King“ genannt.